Attila kehrte unverfolgt über den Rhein zurück. Im folgenden Jahre
machte er noch einen Raubzug nach Italien unb starb kurz nachher eines
plötzlichen Todes. Betrauert und begraben wurde er nach der Sitte des
Volks. Die Hunnen zerfetzten ihre Gesichter mit Messern und schoren
sich die Haare ab. Der Leichnam wurde in einer weiten Ebene unter
einem seidenen Zelte gezeigt. Die Reiter rannten unter dem Absingen
von Attilas Thaten um dasselbe herum und priesen ihn glücklich, daß
er nach unsterblichen Siegen in der ruhmreichsten Zeit seines Volkes ohne
Schmerzen seine Laufbahn beschlossen und sich hinüber zu den Geistern
der alten Helden begeben habe. In der Nacht winde er in einen goldnen
Sarg gelegt, dieser in einen silbernen und beide in einen eisernen. Pferde¬
zeug, Waffen unb Kostbarkeiten wurden mit ihm begraben und daraus
alle Arbeiter am Grabe getötet, damit keiner verrate, wo der Hnnnen-
held ruhe. F. Kohlrausch.
50. Die Schlacht bei Zülpich.
1. Chlodewig, der Frankenkönig, sah in Zülpichs heißer Schlacht,
daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht.
2. Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich ans stolzem Roß,
und man sah ihn herrlich ragen vor den Edeln, vor dem Troß.
8. Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur,
ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr:
4. „Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt,
so du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt,
5. hilf mir dieses Volk bezwingen, gib den Sieg in meine Hand,
daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand:
6. Sieh', so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen ban'n,
und die edeln Franken lehren, keinem Gott als dir vertran'n."
7. Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der Sonne voller Strahl.
Frischer Mut belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl.
8. Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reih'n,
und die Franken siegesmutig stürzen jauchzend hinterdrein.
9. Schreck ergriff der Feinde Rotten, feige wenden sie und flieh'n,
all ihr Kriegsrnhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin.