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6. Dies machte den Perserkönig begierig, näheren Aufschluß zu
erhalten. Er ließ den Krösus vom Scheiterhaufen führen, und
vernahm dann die weise Lehre Solon's, wie thöricht der Mensch
sei, wenn er sein Glück auf vergängliche irdische
Schätze baue.
7. Da dachte der siegreiche König, daß auch er ein Mensch sei,
und die Vergeltung über ihn kommen könne. Er schenkte dem
Krösus nicht nur das Leben, sondern behielt ihn auch als Freund
und Rathgeber bei sich.
§ 7.
Zoroaster.
1. Die persische Weltherrschaft in Asien war für die
dortigen Völkerschaften nicht ohne Nutzen, indem diese von den
Persern, die keine Götzendiener wie die meisten übrigen waren,
eine reinere Religion kennen lernten, welche ihre Bekenner zur Milde
und zum Wohlwollen gegen andere, zu Wahrheitsliebe, Gerechtigkeit
und zum Fleiße anleitete.
2. Der Stifter dieser Religion ist Zoroaster (Zerduscht), der
wahrscheinlich um 1250 vor Chr. lebte. Seine Lehre ist in der
Zend-Avesta (d. i. lebendiges Wort), dem heiligen Buche
der Perser, enthalten, worin es heißt: Gott, Ormuzd genannt,
hat die Welt und alles Gute und Schöne in ihr in sechs Zeit-
räumen erschaffen. Ihn zu verehren, bedarf es keiner Tempel noch
Bilder, sondern eines reinen, heiligen Lebens. — Das Feuer oder
Licht, als das reinste Element, ist allein ein würdiges Sinnbild
(Symbol) der Gottheit. Davon heißen die jetzigen Anhänger dieser
Religion (in Persien und Indien) Feueranbeter (auch Parseu).
3. Das Böse und das Hebel in der Welt rührt von Ahriman,
dem bösen Wesen, her, der aus Neid gegen Ormuzd das Reich
der Finsterniß hervorbrachte, das mit Ormuzd's Sichtreich in steter
Feindschaft und Kampf ist, bis der den Menschen verheißene Retter
(Sosiosch) erscheint und dem Reiche der Finsterniß ein Ende macht.
4. Die Aufgabe des guten Menschen ist darum, gegen das
Reich der Finsterniß und Lüge, das Ahriman beherrscht, zu
kämpfen, damit das Reich des Lichtes und der Reinheit komme.
„Denn", sagt Zoroaster, „so oft der reine Mensch mit
Redlichkeit des Gedankens und Wortes und der That
thätig ist, und im Lichte des Gesetzes wohl abwägt,
was er thut, vermehrt er den Segen der Welt."
§ 8.
Babylonien. Assyrien. Semiramis.
1. Zu den ältesten Reichen im vordern Asien gehören Baby-
lonien und Assyrien, die sich oft über viele Völkerschaften