Seidel: Bei Goldhähnchens. — Geliert: Der Kuckuck. 89
2. Was hat cs gegeben? Schmetterlingsei,
Mückensalat und Gnitzenbrei
und Käferbraten famos —
zwei Millimeter groß.
3. Dann sang uns Vater Goldhähnchen was;
so zierlich klang's wie gesponnenes Glas.
Dann wurden die Kinder besehn:
sehr niedlich alle zehn!
4. Dann sagt ich: „Adieu" und: „Danke sehr!"
Sie sprachen: „Bitte, wir hatten die Ehr,
und hat uns mächtig gefreut!"
Es sind doch reizende Leut'!
1. Einfühpung in Stoff und Stimmung. Im Tierleben hat manches
Ähnlichkeit mit dem Menschenleben. Gern suchen Kinder diese Ähnlich¬
keiten aus; die Dichter helfen ihnen dabei und lassen die Tiere reden,
als ob sie Menschen wären. So hat der Dichter Heinr. Seidel einen Be¬
such bei Goldhähnchens, unsern kleinsten Vögeln, beschrieben. Ein
Vogel, vielleicht ein Zaunkönig, erzählt, wie er bei seinem Besuche im
Haushalte des Goldhähnchens aufgenommen und bewirtet worden ist.
Hört seinen Bericht! (Vortrag.)
II. Vertiefung. 1. Haushalt desGoldhähnchens. Im grünen
Fichtenwalde zur Sommerzeit. Zierliches Nest am Ende eines Fichten¬
zweiges. (Schutz gegen Feinde, z. B. Eichhörnchen.) Das Nest voll
junger Vögel. Mücken, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge umschwärmen
es. Auf den Zweigen das Elternpaar und der Besuch. Sie verabschieden
sich mit höflichen Bücklingen und Redensarten voneinander.
2. Gedankengang: 1. Die Wohnung der Gastgeber. 2. Das Gast¬
mahl. 3. Die Unterhaltung. 4. Der Dank des Gastes und der höfliche
Abschied.
III. Verwertung. 1. Mahnung. Seid gastfrei ohne Murmeln!
Seid dankbar, macht aber keine nichtssagenden Redensarten! Ahmt keine
leeren Höflichkeitsformen nach!
2. Aufgaben: a) Gedichtsinhalt in kurzen Sätzen! (Das zierliche
Nest des Goldhähnchens ist am Ende eines Fichtenzweiges. Der Gast
wird mit allerlei Jnsektengerichten gespeist. Durch Gesang des Haus¬
herrn und Besichtigung der zehn Jungen wird er unterhalten. Gast und
Gastgeber verabschieden sich wie höfliche Menschen mit herkömmlichen
Redensarten.) b) Worin gleichen die Kindergesellschaften diesem
Besuche „Bei Goldhähnchens"? e) Was ist spaßhaft in dem Gedichte?
?.
M. A. Der Kuckuck.
Christian Fürchtegott Geliert. Sämtliche Fabeln und Erzählungen. Leipzig 1867. S-16.
I. Einführung. Es gibt wohl kein Kind, das nicht wüßte, wie der
Kuckuck schreit; es gibt aber recht viele, sehr erwachsene Leute, die noch
nie einen Kuckuck gesehen haben. Man kann nicht anders sagen: sein
Ruferl ist einförmig, und doch hören wir ihn gern, diesen Verkünder