Full text: Aus deutschen Lesebüchern (Bd. 2, [Schülerbd.])

Löwenstein: Die Monate und was sie bringen. 
385 
H. August. 
August! August! 
Ha, welche Lust! 
Die Halme neigen sich schon sehr, 
die Ähren werden voll und schwer 
5 und dunkelgelb die Farben.*) 
Die Schnitter mähen das Korn so¬ 
gleich 
und binden es in Garben. 
Ach, das gibt Brot für arm und 
reich, — 
daß keiner möge darben!3) 
10 Doch möcht' ich3) wissen, was du 
denkst, 
daß du die Blümlein all' ver¬ 
sengst. 
Das ist nicht schön von dir. 
Da spricht der warme Herr August: 
„Sei still und dank mir's in der 
Brust!4) 
15 Der Herbst, der steht schon vor der 
Tür 
und will mit aller Macht herein! 
Nehm' ich dir auch die Blüme- 
lein — 
ich geb' dir Obst dafür!"3) 
1. Erläuterung. 1) Das Feld ist reif zur Ernte. 2) darben — Mangel 
und Not leiden. 3) Der Landmann geht durch das Feld, sieht die ver¬ 
sengten und welken Blüten und tadelt den August, den Hitzespender. 
4) Ohne Hitze gibt's weder guten Wein noch schönes Obst. 5) Für das 
Schöne gebe ich dir das Nützliche und Gute. 
II. Vertiefung. 1. Gedankengang. Die Hauptgabe des August 
ist das Brot, das nützlichste Nahrungsmittel für die Menschen 
(V. 1—9). Der August nimmt uns die Blumen (V. 10—12), gibt 
aber dafür das Obst (B. 13—18). 
2. Sprachliche und poetische Schönheiten. Der erste Satz: 
„August, August! Ha, welche Lust!" ist ein abgekürzter. Solche Sätze 
spannen die Aufmerksamkeit. Kürze der Darstellung hat der Dichter im 
ganzen Gedicht walten lassen. So müssen wir uns zwischen Vers 7 und 8 
noch das Einheimsen des Getreides, das Dreschen, das Reinigen des Korns, 
das Mahlen, das Backen hinzudenken; das alles liegt zwischen dem Binden 
der Garben und dem zum Essen bereiteten Brote. Daß die Anrede: „Doch 
möcht' ich wissen" usw. an den August gerichtet ist, erkennen wir auch 
erst aus der Antwort, die er dem Landmanne gibt. Der „warme Herr 
August" kennzeichnet den heißen Monat mit einem einzigen Worte. „Dank 
mir's in der Brust" ist ein schöner figürlicher Ansdruck (Vertauschung) 
für „Dank mir's von Herzen"; ebenso „der Herbst steht vor der 
T ü r" anstatt „der Herbst i st n a h e". 
I. 1. September. 
t. September, September, du schöne 
Herbsteszeit! 
Das Obst ist reif nun weit und 
breit, 
nur schad', daß inan bezahlen soll, 
was unser Mund ani meisten liebt! 
Denn, wenn man selbst 'nen Dreier 
giebt, 
man kriegt doch nie die Taschen 
O weh! svoll. 
AdL. II. 8. Aufl. 
2. September, September, nun geht 
die Kirmes*) los, 
da freuen sich alle klein und groß, 
man trägt herein den Erntekranz 
und dreht sich drum im raschen 
Tanz. 
Ja selbst der Michel3) wird hent' 
schnell 
unb kräht3) und jauchzt vor Freude 
Juchhe! shell: 
25
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.