Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

aus, bis es im I. 323 zu neuen Kämpfen zwi¬ 
schen beiden kam, und Licinius nach Verlust meh¬ 
rerer Schlachten jenem die Alleinherrschaft über¬ 
lassen mußte. Er mußte sich ihm zum Gefauge- 
tten gegen das Versprechen persönlicher Sicherheit 
ergeben, tonrde aber trotzdem auf Coustautins 
Befehl umgebracht (324). Zosim. 2, 11. 17 ff. 
Aur. Vict. ep. 41. 
Lictor, der Dieuer der höheren Magistrate, 
welcher ihnen die fasces (f. d.j vortrug. Sie 
haben ihren Rang nach den scribae und accensi, 
gehen aber den viatores und praecones vorau. 
Die Lictoren waren meistens Freigelassene und 
bildeten in der Hauptstadt geschlossene Korporatio¬ 
nen, welche in decuriae zerfielen, nämlich 3 de- 
curiae der Lictoren (jede zu 24 Mauu) für die 
höheren Magistratus, 1 decuria der lictores cu- 
riatii, welche bei den Opfern assistirten (decuria 
curiatia, quae sacris publicis apparet) und die 
30 Cnrien in den Scheinet)tnitien vertraten. 
Ihren Ursprung und die jedem Magistratus zu¬ 
kommende Zahl s. Fasces. Der Flamen Dia- 
lis und die Vestalinnen hatten auch je einen 
Lictor, vielleicht von der decuria der lict. cu- 
riatii. Eine wahrscheinlich auch für facrale Zwecke 
bestimmte Körperschaft bildeten die durch Augu- 
stns geschaffenen L. der vicomagistri, die gleich¬ 
falls unter decem viri standen. — Sie be¬ 
gleiteten die Magistratus bei allen Ausgängen, 
machten Platz (summovere plebem), sorgten, daß 
jenen der nöthige Respeet bewiesen wurde, um¬ 
standen das Tribunal, hielten im Vestibulum 
Wache, vollzogen die Hinrichtung der verurtheil- 
ten Bürger u. s. w. Der vor dem Magistratus 
zunächst Gehende hieß Jictor proximus, der vor¬ 
derste 1. primus, wie aus Liv. 24, 44. hervor¬ 
geht. Doch nennen Andere lict. primus den un¬ 
mittelbar vor dem Magistratus gehenden, also = 
1. proximus. Vgl. Fasces. 
Ligarii, ein ursprünglich sabiiüsches Geschlecht, 
ans welchem während des Bürgerkrieges zwischen 
Cäsar und Pompejus mehrere genannt werden: 
l) Q. Lig., diente dem Pompejus zuerst (50) 
als Legat in Afrika, kämpfte dann (49) gegen 
den von Cäsar dahin gesandten Feldherrn Curio, 
im I. 46 gegen Cäsar selbst, wurde aber bald nach 
dessen Landung bei Adrnmetum gefangen genommen 
und darauf verwiesen Caes. b. Äs r. 89. b. c. 
1, 31. Cic. Lig. 4 f. Trotz der Fürbitten feiner 
Freunde und besonders Cicero's begnadigte Cäsar 
den Ligarins erst, als ihn sein Feind Q. Aelins 
Tnbero angeklagt und Cicero ihn gegen die An¬ 
klage in einer deprecatio vertheidigt hatte, wo¬ 
durch dieser den gnädigen Cäsar zu preisen Ge¬ 
legenheit erhielt. So erreichte Cäsar zugleich 
feine Absicht, den gewaltigen und einflußreichen 
Redner für sich zu gewinnen. Cic. ad fern. 6, 
13. Lig. 5. Pint. Cic. 39. Brut. 11. L. kehrte 
nach Rom zurück, blieb aber unversöhnlich. Mit 
Brutus nahm er Theil an der Verschwörung 
gegen Cäsar. App b. c. 2, 113. In den Pro^ 
feriptionen des I. 43 kamen zwei Brüder dieses 
Namens um. — 2) Ein Verwandter war wol P. 
Ligarius, welcher zugleich mit Q. Lig. in Cä 
fars Gefangenschaft fiel und auf dessen Beseht, 
weil er trotz früherer Begnadigung abermals gegen 
Cäsar die Waffen ergriffen hatte, 46 hingerichtet 
wurde. Caes. b. Afr. 64. 
Liger, AeiyrjQ, AtyQog, j. Loire, bedeutender 
Strom Galliens, der von den Cevennen kommt, 
in einem Bogen Gallien durchströmt und zwischen 
den Pictoueu und Uamneten an der Westküste 
mündet. Cr war 2000 Stadien weit schiffbar. 
Caes. b. g. 3, 9 u. ö. Strab. 4, 189. 
Ligii ober Liigii (auch Lngiones und Lygii), 
eilt in mehreren Stämmen in ben Ebenen ber 
oberen Weichsel nnb Ober ausgebreitetes ©Sueben- 
Volk. Sie gehörten zu bem großen Völkerverein 
Marbobs, bedrängten um 84 n. C., unter Do¬ 
mitians Regierung, bie Quaden, dann aber ver¬ 
schwinden sie aus der Geschichte. Tacitus (Germ. 
43.) nennt die Harier, Heloeconeit, Maititner, 
Elisier und Raharvaler als Theile derselben; auch 
die Kurier waren ein wichtiger Stamm. Tac. 
Germ. 43. ann. 12, 29. 30. Strab. 7, 290. 
Liguria, Ligüres. Die Ligures (Ai'yvsg, 
später auch AiyvoTivoi) waren ein alter, sehr 
weit verbreiteter Völkerstamm an der Südküste 
Galliens und des benachbarten Italiens, zwischen 
Seealpen, Apennin, von Massilia bis Pisa; am 
wahrscheinlichsten sind sie altitalischen Stammes. 
Als ein großes und mächtiges Volk erregten sie 
die Aufmerksamkeit der Griechen, so daß Era- 
tosthenes die ganze westliche Halbinsel Europa's 
die ligystische nannte, und man auch in Germanien 
{Tac. Germ. 43.), ja selbst in Asien (Hdt. 7, 
72.) Spuren derselben zu finden meinte. — Unter 
Augustus wurde der Umfang des von den Ligu¬ 
rern bewohnten und nach ihnen benannten Lan¬ 
des Siguria (rj Aiyvoziv-r]) so bestimmt, baß im 
W. ber Vanis unb die Seealpen die Grenze 
gegen Gallien, im S.-O. der Fluß Macra bie 
Grenze gegen bas eigentliche Italien bildeten, 
im N. der Padns, im S. der ligiirifche Meer 
busen. Das Land umfaßte also Nizza, Genua, 
das südliche Piemont und den westlichen Theil 
von Parma und Piacenza. Die gebirgige Be» 
schassenheil des Landes, welches auch viele Sümpfe 
enthielt, wies die Bewohner besonders auf die 
Viehzucht hin. Die fast gänzlich der Häfen ent¬ 
behrende Küste (nur Genuas Hasen ist bedeutend) 
gab wenig Gelegenheit zum Handel mit den Pro= 
bilden des Landes (Vieh, Pferde, Maulesel, Ho 
nig, Bauholz u. s. w.). Das Terrain bes Landes 
erschwerte ben Römern auch in hohem Grabe bie 
Unterwerfung ber zahlreichen Stämme bes krie¬ 
gerischen, babei rohen Volkes: seit 280 v. C. 
ziehen sich biese Kämpfe fort (Liv. cp. 20. 31, 10. 
32, 29. 34, 56. 35, 3. 11 f. 37, 2. 57. u. Ö.) bis 
in die Zeiten der Kaiser (Tac. hist. 2, 12. 3, 4.); 
denn erst 14 v. C. wurden die Ligures comati 
ober capillati bezwungen. Unter ben Stämmen 
sinb zu merken die Vediantii bei Monaco, Un¬ 
tern e 1 i i bei Vintimiglia, Ingauni bei Albenga, 
Geniiates bei Genua, Taurini bei Turin, 
Statielli um Polenza u. a. Die L. bewohnten 
meist nur kleine Ortschaften und Castelle (Liv. 
35, ll. 21 ff); die folgenden Orte waren zum 
Theil massilische Colonieen. An der Küste von 
W. an: Nicäa (j. Nizza), Herculis Monoeci 
portus (j. Monaco), Albium Jntemelium (j. 
Vintimiglia), Albium Jngannum, Savo oder 
Vada Sabalia (j. Savona), Genna, Segesta 
Tiguliorum (j. Sestri), Portus Veneris (j. 
Porte Venere). Im Inneren: Pollentia (j. 
Polenza), Alba Pvmpeja, j. Alba, Asta (\.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.