Full text: (Für das 6., 7. und 8. Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

an ihr: da krümmte sie bloß den Rücken. Und ob auch Thor alle 
Kraft anspannte, sie emporzuheben, er brachte es nicht weiter, als 
daß das Tier einen Fuß von der Erde aufhob. Höhnend sprach 
Utgardloki: „Es ist mit diesem Spiel gegangen, wie ich erwartete. 
die Kahze ist gemlich groß, Thor aber klein und kurz neben den 
großen Maͤnnern, die hier bei uns sind.“ Voll Arger erwiderte 
Thor: „So klein ihr mich nennt, so komme nun her, wer da wolle, 
und ringe mit mir; nun bin ich zornig!“ Der Riesenfürst blickte nach 
den Bänken, wo seine Mannen saßen, und sprach verächtlich: „Keinen 
Mann sehe ich hier, den es nicht ein Kinderspiel dünken würde, mit 
dir zu ringen. Aber laßt sehen,“ fuhr er fort, „die alte Frau ruft 
mir herbei, meine Amme Elli! Mit der mag Thor ringen, wenn 
er will. Sie hat schon Männer niedergeworfen, die mir nicht schwächer 
schienen, als Thor ist.“ Alsbald kam eine alte Frau in die Halle, 
zu der sagte Utgardloki, sie sollte sich mit Thor messen. Darauf 
begannen sie deñ Ringkampf; aber je mehr sich Thor anstrengte, 
desto fester stand die Alte. Endlich stellte sie ihm ein Bein, und nach 
hartem Kampfe warf sie ihn auf ein Knie nieder. Da gebot Utgard— 
loki den Kampf einzustellen. „Du brauchst nun niemand mehr an 
meinem Hofe zum Rampf zu fordern,“ sprach er zu Thor. Und da 
es bald Vacht war, wies er ihm und seinen Gefährten ihre Sitze 
in der Halle an, und sie brachten die Nacht bei guter Aufnahme zu. 
17. Am andern Morgen schieden sie, und Utgardloki gab ihnen 
das Geleit. Vor dem Tore stand er still und sprach zu Thor: „Hast 
du nun einen Mächtigeren getroffen, als du selbst bist?“ Thor 
entgegnete: „Große Unehre habe ich von dieser Fahrt; denn ihr 
werdet mich für einen Schwächling halten.“ Da sprach der Riese: 
„Nun will ich dir die Wahrheit sagen, da du wieder außerhalb meiner 
Burg bist, in die du, so lange ich lebe, nicht zum zweiten Male kommen 
sollst; und hätte ich vorher gewußt, welch gewaltige Kraft du be— 
sitzest, die uns beinahe in großes Ünglück gebracht hätte, nie wärest 
du hineingekommen. Denn wisse, alles war Blendwerk. Ich selbst 
war der Kiese, den ihr im Walde schlafend fandet. Den Speisesack, 
den du nicht öffnen konntest, hatte ich heimlich mit Eisenbändern 
zugeschnürt, und du fandest nicht, wo du ihn öffnen solltest. Darnach 
schlugst du mir mit dem Hammer drei Schläge, und war der erste 
der geringste und doch so stark, daß er mein Tod gewesen wäre, 
wenn er mich getroffen hätte. Du sahest gewiß bei meiner Halle einen 
Felsstock und oben darin drei viereckige Täler, und eins war das 
tiefste: das waren die Spuren deiner Hammerschläge. Den Felsen 
hielt ich vor deine Hiebe, aber du sahest es nicht. Ebenso war es 
mit den Spielen. Cokis Gegner, der Logi hieß, war das Wildfeuer 
und verbrannte das Fleisch und den Trog zugleich. Hugi, der mit 
Thialfi um die Wette lief, war mein Gedanke; Gedanken aber sind 
schneller als der Blitz. So war es wahrlich nicht zu erwarten, 
daß Thialfi den Hugi besiegte, wenn er auch noch so schnell lief. 
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