Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

besetzte Festung Breda belagerte. Oranieu erkannte sofort mit klarem 
Blick, daß diese That des Jünglings ein Vorzeichen künftiger Größe sei 
und sprach die prophetischen, bedeutungsvollen Worte: „Vetter, ihr habt 
einen schöneren Sieg erfochten, als wenn ich Breda eroberte! Ihr habt 
das gethan, ihr werdet mehr thun!" 
Im Jahre 1640 starb der Kurfürst Georg Wilhelm, und nun be¬ 
stieg der Prinz den Thron. Das Land, welches er regieren sollte, war 
durch den blutigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich verarmt. 
Allein der junge Fürst verzagte nicht. Zunächst suchte er seinem Lande 
den Frieden wiederzugeben; er schloß daher mit den Schweden einen 
vorläufigen Vertrag, nach welchem ihnen das Besatzungsrecht in einigen 
festen Plätzen seines Landes zustehen sollte. Dann wirkte er für die 
Herbeiführung eines endgültigen Friedens, der auch endlich im Jahre 
1648 zu Stande kam und dem furchtbaren dreißigjährigem Kriege ein 
Ziel setzte. Die eingetretene Friedcnszeit benutzte der Kurfürst, um in 
feinem Lande Ordnung zu machen, den widerspenstigen Adel zu bändigen 
und den darniederliegendcn Gewerben auf jede Weise aufzuhelfen. Er 
gab zu dem Ende weise Gesetze, die sich trefflichst bewährten. Nebenbei 
richtete er auch sein Augenmerk auf die Vergrößerung des Kurfürsten¬ 
thums, und es gelang ihm auch mit Hülfe seines tapferen, von ihm 
herangebildeten Heeres, sowie durch kluges Verhandeln mit anderen 
Fürsten, diesen Zweck zu erreichen. Namentlich erwarb er die große und 
werthvolle Provinz Ostpreußen, die seinem Reiche später den Namen 
geben sollte, als unabhängiges Herzogthum. 
Das hervorragendste Ereigniß in dem Leben des großen Kurfürsten 
war die Schlacht bei Fehrbellin. Als er nämlich im Vereine mit anderen 
deutschen Fürsten gegen die Franzosen ins Feld gerückt war, fielen die 
Schweden, durch den französischen König Ludwig XIV. dazu bewogen, 
in Brandenburg ein. Furchtbar waren die Verwüstungen, die sie in 
den Ländern an der Havel anrichteten. Der Kurfürst erfuhr diese Vor¬ 
gänge mit tiefem Schmerz, doch ohne sich dadurch in seiner Entschlossen¬ 
heit beugen zu lassen. Durch einen Brief ermahnte er die Branden¬ 
burger, nur noch eine zeitlang geduldig auszuharren; er werde bald 
kommen. Die Brandenburger kamen seinem Wunsche nach. Tausende 
von Bauern rotteten sich zur Nothwehr zusammen und ließen ihre 
Fahnen wehen; auf den Fahnen aber stand: „Wir sind Bauern von 
geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" Der 
Kurfürst rückte nun rasch mit 15.000 Manu heran. Magdeburg wurde 
besetzt, ein schwedisches Heer, das bei Rathenow an der Havel lagerte, 
durch eine List des Feldmarschalls Dörflinger überrumpelt und zersprengt. 
Am 18. Juni 1675 stießen die Brandenburger bei Fehrbellin auf die 
Hauptmacht der Schweden. Der Landgraf von Hessen-Homburg, welcher 
die brandenburgische Vorhut führte, griff den Feind gegen Befehl vor¬ 
zeitig an: er kam dabei hart ins Gedränge und schickte um Hülfe. Nun 
war ein rascher Entschluß nöthig, es ward also gleich Kriegsrath ge¬ 
halten. Dörflinger war gegen die Schlacht. Der Kurfürst aber meinte: 
„Weil wir dem Feinde so nahe sind, so muß er Federn oder Haare 
lassen." Da gab Dörflinger nach, und alsogleich entwickelte sich auch
	        
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