An einer Marmorsäule da hat er sie zerschellt;
Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Garten gellt:
„Weh euch, ihr stolzen Hallen! nie töne süßer Klang
Durch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang,
Nein! Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt,
Bis euch zu Schutt und Moder der Nachegeist zertritt.
Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht!
Euch zeig' ich dieses Todten entstelltes Angesicht,
Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt,
Daß ihr in künft'gen Tagen versteint, verödet liegt.
Weh dir, verruchter Mörder! du Fluch des Sängerthums!
Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blusigen Ruhms,
Dein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht getaucht.
Sei, wie ein letztes Röcheln, in leere Luft verhaucht!" —
Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehört,
Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört.
Noch eine hohe Säule zeugt von verschwund'ner Pracht,
Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.
Und rings, statt duft'ger Gärten, ein ödes Heideland,
Kein Jaum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand;
Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch:
Versunken und vergessen! — das ist des Sängers Fluch.
Nhland.
58. Sprüche.
Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte
Steigt nicht hinauf in das Reich der Lüfte.
Die Welt ist vollkommen überall,
Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.
Das Leben ist der Güter höchstes nicht,
Der Uebel größtes aber ist die Schuld.
Es giebt keinen Zufall,
Und was uns blindes Ungefähr nur dünkt,
Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.
Wehe, wehe, dem Mörder wehe.
Der sich gesät die tödtliehe Saat!
Ein anderes Antlitz, eh' sie geschehen.
Ein and'res zeigt die vollbrachte That.
Muthvoll blickt sie und kühn dir entgegen.
Wenn der Rache Gefühle den Busen bewegen.
Aber ist sie gescheh'n und begangen,
Blickt sie dich an mit erbleichenden Wangen.
Das eben ist der Fluch der bösen That,
Daß sie fortzeugend Böses muß gebären.
Dein Schicksal rubt in deiner eignen Brust. Schiim.
5
III.