Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

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neue Blume aufgethmr; jeden Morgen haben sich tmifenb Blüten 
entfaltet; Millionen liegen an bcn Brüsten der Natur und saugen 
Leben ein; Millionen, unzählige Millionen Pflanzen und Samen¬ 
körner werden voll Gärtners uild Landmannes Händen ihr an die 
Brust gelegt, daß sie denselben Milch iinb Leben gebe, mit ;u schmücken 
den Garten, mit zu zieren daö Feld, mit zn füllen dereinst die Scheuern 
der Menschen. Älles lebt. Wo kommt ihr her, die wir todt glaubten? 
Du Gewürm, erstarrt uild begraben, durchbrichst die Erde, die dich 
deckte, ulld wimmelst umher, wohin wir lmr unsern Fuß setzen. 
Woher, ihr Mückeil im Sonuenstrahle? Wir sahen ench lange nicht, 
lind nun schwärmt ihr unzählig auf jedem Pfade. Ihr Bienen des 
Stocks, >ver weckt euch aus dem trägen, tiefen Schlummer, daß ihr 
jetzt voll regen Lebens um jeden Blumen- uild Blütenkelch summet? 
Und ihr Äögel in deil Lüften, wer lockt euch her in bunter Zahl, 
daß ihr jetzt die Höhe bevölkert und den stillen Morgen mit eneru 
Liedern begrüßt? Das thut der Frühliirg, der da ist ein Lebengeber 
der ganzen Natllr. «u«»s Harms. 
82. Morgenwanderung. 
Wer recht in Frellden wandern will, 
Der geh' der Sonn' entgegen; 
Da ist der Wald so kirchenstill, 
Kein Lüftchen inag sich regen; 
Noch sind nicht die Lerchen wach, 
Nur im hohen Gras der Bach 
Singt leise den Mvrgensegen. 
Da zieht die Andacht wie ein Hauch 
Durch alle Sinnen leise; 
Da pocht ans Herz die Liebe auch 
In ihrer stillen Weise, 
Pocht und pocht, bis sich's erschließt. 
Und die Lippe überfließt 
Bon lautem, jubelndem Preise. 
Die ganze Welt ist wie ein Buch, j Und plötzlich läßt die Nachtigal 
Darin uns aufgeschrieben Im Busch ihr Lied erklingen; 
In bunten Zeilen manch ein Spruch, In Berg und Thal erwacht der Schall 
Wie Gott uns treu geblieben; lUnd will sich aufwärts schwingen; 
Wald und Blumen, nah und fern,! Und der Morgenröthe Schein 
Und der helle Morgenstern Stimmt in lichter Glut mit ein: 
Sind Zetigen von seinem Lieben. ! Laßt uns dem Herrn lobsingen! 
Weibel. 
83. Sprüche 
Sieh, dir Schöpfung Rosenbeet 
Wird nie von Gewächsen leer; 
Wenn von hinnen eines geht, 
Kommt das andre frisch daher. 
von Rückert. 
Die Rose stand im Thau, 
Es waren Perlen grau. 
Als Sonne sie beschienen, 
Wurden sie zu Rubinen. 
Die Schönheit der Welt steht groß lind nah 
Bor des Menschen natürlichen Augen da; 
Du brauchst ilicht, um sie zu ergreifen, 
Fernrohr und Kleinsehglas zu schleifen. 
84. Gebet der Kinder zu ihrem ewigen Vater. 
Du hast deine Säulen dir aufgebaut! Dich, Herr und Vater, es findet! 
Und deine Tempel gegründet! ! Deine ewig herrliche Gottesmacht 
Wohin mein gläubiges Airge schaut, j Verkündet der Morgenröthe Pracht,
	        
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