Full text: Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation (Teil 1)

160 Das Rittertum 
einem silberglänzenden Kettenhandschuh umhüllt, hielt den länglichen 
Schild. Der Rumpf des Ritters war durch den Harnisch oder Panzer 
geschützt. 
In früher Zeit, als vom Rittertum noch keine Rede war, barg der Krieger 
seinen Leib mit dem Leder- und Hornpanzer. Das Lederwams war mit 
Hornplatten dachziegelartig belegt. Anstatt der Hornplatten verwendete man 
später Metallplatten. Man nannte den Panzer jetzt Schnppenpanzer. 
Da er aber die Bewegungsfreiheit des Ritters sehr beschränkte, sann man 
darüber nach, wie man einen Panzer herstellen könne, der möglichst freie Be¬ 
wegung des Kämpfenden gestattete. So wurde der Lederpanzer schließlich 
verdrängt und der Ringelpanzer eingeführt. Seit der Zeit Kaiser 
Heinrichs IV. wurde dieser von allen Rittern getragen. Er war ein Ketten- 
gesiecht von ineinandergeschlungenen Eisenringen. Der Ritter konnte ihn wie 
ein Kleidungsstück an- und ausziehen. Der Ringelpanzer schmiegte sich eng 
an Hals, Brust und Rumpf an. Der obere Teil war der Halskragen oder 
die Halsberge, der eigentliche Panzerrock hieß Brünne; fogar die Beine waren 
bis über die Kniee vom Panzer eingeschlossen (Eisenhosen). In späterer Zeit 
nannte man den ganzen Panzer Halsberge. Der ganze Körper des Ritters 
stak so in einem Eisenhemd, einem Kettengeflecht. Im Jahrhundert vor der 
Reformation wurden auf das Kettengeflecht Eisenplatten genietet. Man 
nannte diesen Plattenpanzer Harnisch. 
Der Kopf des Ritters war durch einen Eisenhut geschützt. An der Ge¬ 
sichtsseite war ein Visier angebracht. Die Füße des Ritters steckten in 
langen, zugespitzten Eisenschuhen. Er war also so vorn Eisen eingeschlossen, 
daß er eigentlich unverwundbar war. Über den Panzer warf er, wenn er 
zu Roß stieg, den langen, mit dem Wappen geschmückten Waffenrock. 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Die Ritterrüstung. 
5. Das Turnier. 
Der Kampf in dieser unbequemen und schweren Rüstung war nicht leicht. 
Um ihre Körperkraft zu stählen und sich in der Führung der Waffen Übung 
und Geschicklichkeit zu erwerben, hielten sie oft öffentliche Kampffpiele ober 
Turniere ab. Könige, Fürsten, Grafen und Städte suchten sich dabei an 
Pracht und Aufwand zu übertreffen. Schon mehrere Wochen vorher wurde 
das Turnier durch einen Herold angesagt. Jeder Ritter, welcher sich an dem 
Kampsspiele beteiligen wollte, mußte sich bei den Turniervögten einschreiben 
lassen. Keiner wurde zugelassen, der nicht von Adel war oder der sich ein 
entehrendes Vergehen hatte zuschulden kommen lassen. Daher wurden mehrere 
Tage vorher die Wappen und Helme derer, die turnieren wollten, zur Schau 
gestellt. Der Ort des Turniers war entweder der Hof einer Burg oder der 
Marktplatz oder ein anderer freier Platz in der Stadt oder ein abgegrenzter 
Raum auf freiem Felde. Rings um die Schranken erhoben sich die Sitze der 
Zuschauer. Besonders prachtvoll waren die Sitze für die Fürsten und für die 
Edelfrauen. 
Schon am frühen Morgen des Turniertages füllten sich die Plätze der 
Zuschauer. Das Schmettern der Trompeten und das Wirbeln der Pauken 
verkündete die Ankunft der Ritter. In strahlender Rüstung und mit wehen¬ 
den Helmbüschen ritten sie stolz in die Schranken, senkten vor den versammelten 
Damen grüßend die Lanzen und nahmen sofort Aufstellung. Wieder ertönte 
der Hörnerruf. Ein Herold kündete das Lanzenstechen an und rief mit lauter
	        
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