Full text: [Stufe 3, [Schülerband]] ([Stufe 3, [Schülerband]])

« 
2 — 
* 
* 
„Flch,“ erwiderte Veit, „so gebt mir das Geld meinetwegen ohne 
Zinsen!“ 
Und nun erzählte er dem Berggeiste seine ganze Geschichte der 
Länge nach und schilderte ihm sein drückendes Elend so rührend, daß 
ihm Rübezahl die Bitte gewährte. 
„Komm,“ sprach er, „folge mir!“ und führte den Bauer wald— 
einwärts in ein abgelegenes Tal zu einer schroff aufsteigenden Fels⸗ 
wand, deren Fuß ein dichter Busch bedeckte. 
mMit Müuhe arbeitete sich Veit neben seinem Begleiter durchs Ge⸗ 
sträuch. Endlich gelangten sie an den Eingang einer finsteren Höhle. 
Dem Bauer war nicht wohl dabei zumute, wie er in die dunkle 
hõhle hineintappen mußte. Ein kalter Schauer nach dem andern lief 
ihm den Rücken hinab, und die Haare standen ihm vor Entsetzen zu 
Berge. Schon manchen hat Rübezahl betrogen, dachte er bei sich. Wer 
weiß, welch ein Abgrund, in den ich beim nächsten Schritt hinab— 
stürze, mir vor den Füßen liegt. Ach, mein Weib und meine Kinder! 
Dabei vernahm er ein fürchterliches Brausen, wie eines starken Ge— 
wässers, das sich in einen tiefen Schacht ergoß. Je weiter er vor⸗ 
wãrts schritt, desto mehr schnürten ihm Furcht und Entsetzen das Herz 
zusammen. Endlich sah er zu seinem Troste in der Ferne ein blaues 
Slämmchen flackern. Das Gewölbe der Höhle erweiterte sich zu 
einem geräumigen Saale. Das Slämmchen brannte in der Nähe 
ganz hell und schwebte als Hängeleuchter in der Mitte der weiten 
Hhalle. Auf dem Boden derselben stand eine mächtig-große kupferne 
Braupfanne. Die war mit eitel harten Talern gefüllt bis zum 
Rand. 
Wie vVeit die zahllose Menge der Taler erblickte, sperrte er 
Mund und Augen gewaltig auf und stand vor der Braupfanne wie 
angewurzelt. Wie mit einem Schlage war all' seine Furcht ver— 
schwunden, und das herz hüpfte ihm vor Freuden. 
„Nnimm, was du bedarfst,“ sprach Kübezahl, „es sei wenig oder 
viel! Nur stelle mir einen Schuldbrief aus, wofern du der Schreiberei 
kundig bist.“ 
Veit bejahte dies und zählte sich gewissenhaft hundert Taler zu, 
nicht einen mehr, keinen weniger. Rübezahl schien auf das Zũählungs⸗ 
geschäft gar nicht zu achten, sondern hatte sich abgewendet und suchte 
unterdes seine Schreibmaterialien hervor. Veit schrieb den Schuld—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.