Full text: [Teil 1 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 1 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

3. Unerschrockenheit und Unbestechlichkeit. 
Im Kriege mit Pyrrhus, dem Könige von Epirus, zeichnete sich der 
Römer Fabricius besonders aus. Als er nämlich an der Spitze einer 
Gesandtschaft bei Pyrrhus um Loskauf von römischen Gefangenen sich 
bemühen sollte, suchte dieser ihn zunächst durch Geld für sich zu ge¬ 
winnen, und als dies nicht gelang, ihn durch einen mächtigen Elefanten 
zu schrecken, der ganz unvermutet mit entsetzlichem Gebrüll seinen 
Rüssel über dem Haupte des Fabricius schwang. Doch dieser blieb 
unerschüttert und erklärte ganz ruhig: „So wenig mich gestern dein 
Geld gereizt hat, ebensowenig schreckt mich heute dein Elefant." Als 
Fabricius später Konsul geworden war, empfing er eines Tages einen 
Brief von dem Leibarzte des Königs Pyrrhus, worin der Treulose sich 
erbot, seinen König gegen eine gute Belohnung zu vergiften. Sofort 
sandte der edelmütige Römer diesen Brief an Pyrrhus selbst und schrieb 
ihm, dass er solche Mittel verabscheue. „Nein!" rief Pyrrhus erstaunt 
aus, „es ist leichter, die Sonne von ihrer Bahn, als diesen Mann von 
dem Wege der Tugend abzubringen.“ Zum Beweise seiner Hochachtung 
gab er sofort alle römischen Gefangenen frei. Jütting. 
20. Die Kimbrer. 
Es War ein Wunderbarer Zug, dessengleichen die Römer noch nicht 
gesehen hatten: ein Wanderndes Volk, das mit Weib und Kind, mit Habe 
und Gut auszog, eine neue Heimat sich zu suchen. Der Karren war hier 
gleichsam das Haus, wo unter dem überspannten Lederdache neben deut 
Gerät Platz sich fand für die Frau und die Kinder und selbst für den 
Haushund. Die Südländer sahen mit Verwunderung diese hohen, schlanken 
Gestalten mit den tiefblonden Locken und den hellblauen Augen, die 
derben, stattlichen Frauen, die den Männern an Größe und Stärke wenig 
nachgaben, die Kinder mit dem Greisenhaar, wie die Italiener verwundernd 
die flachsköpfigen Jungen des Nordlandes bezeichneten. Das Kriegs¬ 
wesen war wesentlich das der Kelten dieser Zeit, die nicht mehr, wie einst, 
barhäuptig und bloß mit Schwert und Dolch fochten, sondern mit kupfernen, 
oft reichgeschmückten Helmen und mit einer eigentümlichen Wurfwaffe, 
Materis; daneben war das große Schwert geblieben und der lange schmale 
Schild, neben dem man auch wohl noch einen Panzer trug. An Reiterei 
fehlte es nicht, doch waren die Römer in dieser Waffe ihnen überlegen. 
Die Schlachtordnung bestand aus eng geschlossenen Reihen, deren erste in 
gefährlichen Gefechten nicht selten die metallenen Leibgürtel mit Stricken 
zusammenknüpfte. Die Sitten waren rauh. Das Fleisch ward häufig roh 
verschlungen. Heerkönig war der tapferste und womöglich der längste Manll. 
Nicht selten ward, nach Art der Kelten und überhaupt der Barbaren, Tag 
und Ort des Kampfes vorher mit dem Feinde ausgemacht, auch wohl vor¬ 
dem Beginne der Schlacht ein einzelner Gegner zum Zweikampf herausge¬ 
fordert. Die Einleitung zum Kampfe machten Verhöhnungen des Feindes 
durch Gebärden und ein entsetzliches Gelärm, indem die Männer ihr
	        
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