Full text: [Hauptstufe, [Schülerbd.]] (Hauptstufe, [Schülerbd.])

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aber graues oder fast ganz weibes Haar steht so dicht, dab man 
die Haut nicht sehen Kann, wenn man es auseinander schiebt; so 
gewährt es denn hinreichenden Schutz gegen die Kälte. Seine 
Nahrung, das Moos, scharret das Tier mit den Klauen hervor; 
und diese sind so breit, dab es sogar auf Sümpfen weiden kann, 
also um so weniger in den festen Schnee versinkt. — do vergeht 
der Winter. Beim Lintritt des Frühlings zieht der Lappe mit 
seiner Herde an die Bergabhänge, steigt im Sommer mit ihr auf 
die Berghöhen und bleibt hier, bis die Sonne in höchster Hitze 
brennt. Dann umschwärmen ganze Wolken von Mücken, Schnaken 
und Stechfliegen Menschen und Tiere. Der Lappe zündet Tort 
an, um durceh den dichten Rauch die quälenden Insekten abzuwehren, 
beschmiert sich selber Gesicht und Hände mit Teer; bald aber 
verläßt er den Platz. Die Herde zieht nach dem kühlen Meeres— 
ufer hin; der Hirt muß mit. Sobald aber der Herbst beginnt, ist 
kein Halten mehr; die Tiere sehnen sich nach den Schneegefilden 
und würden ihrem Herrn entfliehen, wenn er nicht vorzöge, gut— 
willig sie dahin zu führen. Dieselben Wanderungen machen die 
Tiere in der Wildheit. In Herden, welche nicht selten 2000—3000 
Stück zahlen, ziehen sie von Ort zu Ort. Der Jäger lauert ihnen 
auf; aber nur schwer gelingt es ihm, das vorsichtige, kluge Tier 
zu überlisten. Es hat eine äuberst scharf«e Witterung und merkt 
es seine Nahe, so ist jede Mühe umsonst; der ganze Haufen entflieht 
mit WVindesschnelle, und vergebens würde es sein, ihn zu verfolgen. 
351. Süditalien. 
Der Himmel scheint in Süditalien Monate lang ununterbrochen 
wolkenlos und so blau oder noch blauer als bei uns in den schönsten 
Frühlingstagen, wenn die Dünste zu weißen Wolken zusammengeflossen 
sind. Die Luft ist so rein, daß meilenweit entfernte Dörfer ganz nah 
erscheinen. In der Nacht hebt sich das Gebüsch und jeder andere dunkle 
Gegenstand unglaublich scharf von der Landschaft ab. Beim bloßen Scheine 
der schmalen Mondsichel werfen die Körper starke Schatten, und die 
Sterne, die in ungleich größerer Zahl und Pracht als bei uns erscheinen, 
geben Licht genug, um lesen zu können. Über Himmel, Erde und Meer 
ist den Tag über eine Heiterkeit und Klarheit und bei Sonnenuntergang 
eine Farbenglut verbreitet, die unaussprechlich ist. 
Auch das südliche Meer muß ich erheben. Sobald man sich im 
Golf von Neapel so weit vom Ufer entfernt hat, daß der Grund nicht 
mehr durchscheint, ist die See, besonders im Schatten des Fahrzeugs, vom 
schönsten, reinsten Indigoblau; doch wechseln die Farben beständig in den 
mannigfaltigsten Abstufungen. — Herrlich ist auch der hüpfende Sonnen— 
und Mondglanz auf dem mäßig bewegten Meere. — Nachts, besonders 
im Sommer und nach Gewittern, schimmern die Wellen in mattem, phos— 
phorischem Lichte; um des Fischers Ruder sprühen Funken, und die Spur 
seiner Barke ist Feuer. Dies rührt von Millionen sonst unsichtbarer Be— 
wohner des Meeres her, deren Leuchten durch eine stärkere Bewegung des
	        
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