Full text: [Hauptstufe, [Schülerbd.]] (Hauptstufe, [Schülerbd.])

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See lag plötzlich deutlich vor mir, um sogleich wieder in die Nacht zu ver— 
sinken. Lautkrachend umrollte mich der Donner, die Erde zitterte. So 
währte es die halbe Nacht. Endlich zog das Gewitter weiter; der Donner 
erstarb, und die Blitze leuchteten noch, kein Regen fiel auf der Insel. — 
Die Nebel, welche hier sehr selten vorkommen, sind viel trockner und 
feiner als im Rorden; manchmal färbt die untergehende Sonne sie 
dunkelrot, und sie stehen wie eine purpurne Wolke über der Erde. 
K. A. Mayer. 
352. Der Seidenspinner. 
Der Seidenspinner, dieser jetzt fast allgemein bekannte Nachtfalter, 
verdient vielleicht noch mehr als die Biene unsere größte Aufmerksamkeit. 
Sein ursprüngliches Vaterland sind China, Indien, überhaupt sämtliche 
Länder des östlichen Asiens. Die Bewohner jener Gegend bewachten ihn 
lange Zeit als ihr köstliches Kleinod; und wahrlich! es mußte sie tief 
schmerzen, als er dessenungeachtet über ihre Grenzen nach Griechenland 
pilgerie. Solches that er im Jahre 560 n. Chr. Geburt. Die beiden 
Moͤnche, welche mit Gefahr ihres Lebens seine Eier in hohlen Stäben 
nach Konstantinopel brachtien, bereiteten allerdings den Indern und 
Chinesen eine bittere Arzenei, uns jedoch einen so herrlichen Erwerbszweig, 
daß ihre Namen es gewiß verdienen, zu allen Zeiten hoch gefeiert zu 
werden. Mit dem Seidenspinner zugleich verpflanzte Kaiser Justinian J. 
den Maulbeerbaum aus Asien nach Europa. Beide Produkte kamen 
ungefähr ums Jahr 1200 nach Italien und von dort allmählich nach 
Frankreich, Spanien, ja selbst nach den nördlichen Ländern unseres Erd— 
leils. Der große Friedrich, Preußens unvergeßlicher König, der höchst 
ungern Geld nach dem Auslande gehen sah, wandte alle Mittel an, 
den Seidenbau auch in seinen Staaten heimisch zu machen. Und seine 
Bemühungen blieben nicht ohne Erfolg; denn schon im Jahre 1774 ge— 
wannen Brandenburg und einige andere preußische Provinzen gegen 
3500 kg reine Seide. Doch wurde noch in den Jahren 1830 und 
1831 allein in Preußen für 1886700 M Seide eingeführt; wie vor— 
teilhaft wäre es also, wenn Deutschland seinen Bedarf selber zöge. 
Die Eier des Seidenspinners, deren ein Weibchen 300 bis 500 legt, 
kommen einem Hirsekorn an Größe gleich und sehen gelblich oder blaß— 
bläulich aus. Die Räupchen, welche gleich nach ihrer Geburt, wie alle 
Tiere ihrer Sippschaft, zu fressen anfangen, erfordern vor allem, wenn 
sie nicht erkranken und verkümmern sollen, der Blätter des Maulbeer⸗ 
baumes in Menge. Überdies sind Trockenheit, reine Luft und eine 
gemäßigte Wärme drei zu ihrem Gedeihen höchst notwendige Stücke. 
Naht sich ihnen der Tag, da sie eine ihrer 4 Häutungen überstehen sollen, 
so werden fie matt, verschmähen jede Speise und liegen wohl 24 Stunden 
lang steif und unbehülflich da. Erst nach gänzlicher Abstreifung der alten 
Hule stellt sich ihr munteres Wesen wie auch ihre bedeutende Eßlust von 
euem ein. Mit jeder Häutung werden sie weißer, glatter und größer. 
6 bis 7 Tage nach der letzten Häutung bemerkt man unter ihrem Halse 
eine starke Röte, das sicherste Kennzeichen von ihrer nahe bevorstehenden 
Verwandlung; sie fressen nun nicht mehr, laufen unruhig umher und
	        
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