Full text: Deutsche Jugend ([Teil 5 = 6. - 8. Schulj., [Schülerbd.]])

m M. Ztr. Das Mittelalter. Don 768 — 1517. 
Kriegen; das Heer der Städte litt aber im offenen Felde 
mehrere Niederlagen, besonders durch den Grafen Eber¬ 
hard von Württemberg und den Pfalzgrafen Ruprecht. 
Glücklicher waren die Schweizer in dem neuen Krie¬ 
ge, den der Herzog Leopold von Oestreich, ein Nachkom¬ 
me des Leopold, der bei Morgarten stritt, gegen sie er¬ 
hob. Es waren von beiden Seiten Beleidigungen vorge¬ 
fallen und nun sollte im I. 1386 ein großes Heer von 
Rittern und Herren die trotzigen Schweizer Bauern be¬ 
kämpfen und vielleicht wieder ganz in den alten Gehorsam 
bringen. Leopold zog auf Sempach los, wo die Schwei¬ 
zer sich zur Schlacht gesammelt hatten. Sein Fußvolk war 
zwar noch zurück, aber in seiner Ungeduld glaubte er mit 
seinen Rittern allein den wenig zahlreichen Feind besiegen 
zu können ; wie er denn überhaupt ein tapferer und hciden- 
müthiger Fürst war. Er ließ die Ritter absitzen, die Pfer¬ 
de hinter die Schlachtordnung führen, und die Ritter schlos¬ 
sen sich nun zu einer festen Schlachtreihe, mit vorgestreck¬ 
ten Speeren, zusammen. Die Schweizer kamen mit lau¬ 
tem Kriegsgeschrei von ihrem Hügel herunter und griffen 
die Ritter an; aber ihre Strcitärte und Schwerdter wa¬ 
ren nicht lang genug, die geharnischten Männer hinter 
ihren langen Speeren zu erreichen und viele tapfere Schwei¬ 
zer waren schon durchbohrt gefallen. Es war ein heißer 
Sommertag und viel Schweiß und Blut wurde vergossen. 
Da entschied Arnold von Winkelricd ans Unterwal¬ 
den die verzweifelte Schlacht durch Aufopferung seines ei¬ 
genen Lebens. Vorspringend umfaßte er so viele Speere 
aus der Reihe der Ritter, als er mit seinen Armen um¬ 
spannen konnte, und indem er mit lauter Stimme rief: 
„Sorget für mein Weib und meine Kinder, treue liebe 
Eidgenossen!" drückte er sich die Speere in die Brust und 
riß sie m seinem Falle mit sich nieder. Schnell drangen 
die Nachfolgenden durch diese Lücke ein und schmetterten 
mit ibren kurzen schweren Waffen die Ritter, die sich nicht 
so behende rühren konnten, von beiden Seiten nieder. Das 
Glück verließ die Oestrcicher. Ihr Hanptbanner sank. Der 
Herzog Leopold selbst ergriff es und schwang es hoch über 
den Schaaren. Man redete ihm zu, sich selbst zn retten; 
aber er sprach: „Es ist so mancher Graf und Herr mit 
mir in den Tod gegangen, ich will mit ihnen ehrlich ster¬ 
ben!" — stürzte sich mitten in den dicksten Haufen der 
Feinde und wurde im Gedränge zur Erde geworfen. Er 
rang in der schweren Rüstung, sich wieder empor zu hel¬ 
fen , aber ein Landmann ans Schwyz erschlug ibn. Der 
Fall-des Fürsten brach den Muth der Seinigen gänzlich;
	        
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