fullscreen: Geschichte des Orients und Griechenlands (Bd. 1, Abth. 1)

220 Kyros der jüngere und der Zug der Zehntausend. 
Throns zu bemächtigen, um welches Plans willen er die Spartaner (Lysandros) 
so thätig unterstützt hatte (§ 83, 6). Zwar erhielt er keine Unterstützung von 
Staatswegen, die er auch gar nicht begehrt zu haben scheint, aber es gelang ihm 
außer einem asiatischen Heer von 100000M. griechische Söldner, 12000Hopliten 
und 2000 Leichtbewaffnete, unter verschiednen Anführern, von denen der aus 
der Heimat verbannte Spartaner Klearchos der bedeutendste war, anzuwerben. 
Im Frühjahr 401^) brach er, eiuen Kampf gegen die Pisiden vorschützend, vou 
Sardes auf, zog aber nach Kilikieu, wo die Griechen erst den Zweck des Zugs 
erfuhren. Wol widerstrebten dieselben, ließen sich aber durch die Aussicht auf 
Ehre und Beute uud die Beliebtheit des Kyros bewegen, am Zug Auteil zu 
nehmen. War es schlaues Abwarten des Ausgangs oder ein einheitlich vorn 
König verfolgter Plan: alle Pässe thaten sich auf, selbst am Übergang über 
den Euphrat ward Kyros nicht gehindert. Aber Tissaphernes hatte über den 
Zweck den König aufgeklärt und dieser überraschte mit dreifach überlegnem Heer 
Kyros bei Kuuara (600 Stadien von Babylon). In der hier (160 Tage 
nach dem Aufbruch) gelieferten Schlacht siegten die Griechen auf dem rechten 
Flügel, auf dem linken aber fiel Kyros, als er die Umgehung zu hindern mit dem 
kühnsten Mut auf seinen königlichen Bruder eindrang, — und seine Truppen 
wurden geschlagen. 
2. Mit dem Rest von Kyros' Heer unter Ariäos vereinigt beschloßen 
die noch 13560 M. starken Griechen, nachdem sie die Auffordruug zur Unter- 
werfung zurückgewiesen hatten, den Heimmarsch auf dem längern, aber sichrer» 
nördlichen Weg zu suchen. Durch Tissaphernes ward ein Vertrag ab- 
geschloßen, in dem er die Griechen nach Jonien zu geleiten versprach. Auf dem 
Marsch, der nördlich über den Tigris und dann diesen Strom aufwärts gieng, 
unterwarf sich wahrscheinlich Ariäos dem großen König und brachen mit Tissa- 
phernes Mishelligkeiteu aus, welche damit endeten, daß am Fluß Zabatos 
(Zab) Klearchos, der ohne Wahl aber auch ohne Widerspruch den Oberbefehl 
geführt hatte, nebst 4 andern Führern und 20 Lochageu bei einer Zusammenkunft 
verräterisch gefangen und mit Ausnahme Menons hingerichtet wurden. Was 
sollten nun die Griechen, führerlos, rings umgeben von verräterischen und er- 
bitterten Feinden, vor sich einen weiten unbekannten Weg voll breiter und tiefer 
Ströme, unwegsamer Gebirge, kriegerischer Völkerschaften, beginnen? Ueno- 
phon aus Athen, welcher als Gesellschafter des mit ermordeten Prorenos, nicht 
als Krieger, den Zug mitgemacht, rief in ihnen den bewundernswerten Entschluß 
hervor, mit dem Schwert in der Hand den Heimweg zu suchen. Neue Führer 
wurden gewählt, der Lakedämonier Cheirisophos an die Spitze gestellt, doch 
sactifch leitete Xenophon das Ganze. Dessen kräftiger Entfchloßenhcit und kluger 
Besonnenheit, seiner durch Redlichkeit und Treue des Eindrucks nie verfehlenden 
begeisternden Rede Gewalt verdankte die Heldenschaar ihre Rettung. Bald mit 
Hunger und Durst, bald mit den Widerwärtigkeiten ungewohnten Klima's und 
des Winters, bald mit zahlreichen Feindesmassen kämpfend, vollendete sie in 
8 Monaten den Marsch durch der Karduchen, Armenier, Phasianen, Taochen, 
Skythinen uud Makronen Länder zuerst zu dem mit Jnbel begrüßten Anblick 
des Meers, an dein in Trapezns ihnen der süße Laut der Muttersprache er- 
quickend ertönte, und dann längs der Meeresküste durch der Drileu, Mosynöken 
und Tibareuer Bergländer bis Kotyora. Hier wurden Schiffe bestiegeu, 
daun von Herakleia der Weg zu Land fortgesetzt, bis man jenseit des Bosporos 
1) Peter 87, 160. Tenophoilö Anabasis ist hier die Quelle. Vgl. außer der treff- 
lichen Darstellung bei Grote Koch: Der Zug der Zehntausend. Leipzig 1850.
	        
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