Full text: Für die oberen Stufen mehrklassiger Schulen (Teil 2, [Schülerbd.])

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lichem Mute erdulden, was wir nicht zu ändern vermögen. Gott wird 
uns beistehen. Wir hoffen, unser neuer Herr wird uns unsere Sprache 
und Sitten, unsern Glauben und unser Bürgerwesen ebenso erhalten 
und achten, als Du, guter, lieber König, es allezeit gethan hast. Gott 
gebe Dir Frieden, Gesundheit und Freude! Wir waren die Deinen! 
36. Andreas Hofer. 
Zu Mantua in Banden 
der treue Hofer vwar, 
in Mantua zum Tode 
führt' ihn der Feinde Schar; 
es blutete der Bruder Herz, 
ganz Deutschland, ach! in Schmach 
und Schmerz, 
mit ihm das Land Tirol. 
Die Hande auf dem Rucken 
der Sandwirt Hofer ging 
mit ruhbig festen Schritten; 
ihm schien der Tod gering, 
der Tod, den er so manches Mal 
vom Iselberg geschiekt ins Thal 
im heil'gen Land Tirol. 
Doch als aus Kerkergittern 
im festen Mantua 
die treuen Waffenbrüder 
die Hand' er strecken sah, 
da rief er laut: „Gott sei mit euch, 
mit dem verrat'nen deutschen Reich 
und mit dem Land Tirol!“ 
Dem Tambour vwill der Wirbel 
nicht unterm Schlägel vor, 
als nun der Sandwirt Hofer 
schritt dureh das finstre Thor. 
Der Sandwirt, noch in Banden frei, 
dort stand er fest auf der Bastei, 
der Mann vom Land lirol. 
Dort soll er niederknieen. 
Er sprach: „Das thu' iell nit! 
Will sterben, wie ich stehe, 
will sterben, wie ich stritt, 
so wie ich steh' auf dieser Schanz; 
es leb' mein guter Kaiser Pranz, 
mit ibhm sein Land Tirol!“ 
Und von der Hand die Binde 
nimmt ihm der Korporal, 
und Sandwirt Hofer betet 
allhier zum letztenmal; 
dann ruft er: Nun, so trefft mich recht! 
Gebt Feuer! — Ach, vwie schielst ihr 
schlecht! 
Ade, mein Land Tirol!“ 
Mosen. 
37. An mein Volk. 
So wenig für mein treues Volk als für alle Deutsche bedarf es 
einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; 
klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen 
unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner 
Unterthanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht ; denn er schlug 
uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward 
ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der 
Ackerbau ward gelähmt, sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß 
unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und dadurch 
die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land 
ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung ein— 
gegangener Verbindlichkeiten hoffte ich, meinem Volke Erleichterung
	        
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