So heidnisch unversöhnlich waren.
Was war der Grund? Der Brotneid? War er's nicht?
Nein. Dieser sang: <L>erwahrt das Feuer und das Licht!'
Allein so sang der andre nicht;
Er sang: ^Bewahrt das Feuer und das Licht!'
Ans dieser so verschiednen Art,
An die sich beid im Singen zänkisch banden,
Aus dem Verwahrt und dem Bewahrt
War Spott, Verachtung, Haß und Rach und Wuth entstanden.
'Die Wächter,' hör ich viele schrein,
'Verfolgten sich um solche Kleinigkeiten?
Das mußten große Narren sein!'
Ihr Herren, stellt die Reden ein,
Ihr könntet sonst unglücklich sein!
Wißt ihr denn nichts von so viel großen Leuten,
Die in gelehrten Streitigkeiten
Um Silben, die gleich viel bedeuten,
Sich mit der größten Wuth entzweiten?
193.
Der Gesandte Bester am Hose von England 1685.
Von Klopp.
Geschichtsbibliothek. Hannover 1853-56. I, 63.
Jm siebzehnten Jahrhunderte gehörten die Fragen des Cere-
moniells zu den wichtigsten Verhandlungen der Fürsten und ihrer
Gesandten. Bekannt ist vor allem die Thatsache, daß nach dem
schmählichen Raube Straßburg's durch den französischen König
Ludwig XIV. die deutschen Reichsfürsten und ihre Gesandten sich
nicht einen konnten, nicht etwa über die Art der Abwehr des
schändlichen Friedensbruches, sondern über ihre Sitze, über den
Vortritt, und was dergleichen Dinge mehr waren. So traurig
dies war, so hatte der Rangstreit doch auch seine lustigen Seiten.
Ein solches Beispiel ereignete sich einige Jahre später am Hofe
Jakob's II. von England.
Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg hatte
Besser, der sich in seiner Zeit auch als Dichter auszeichnete, als
Legationsrath nach London geschickt. Besseres hauptsächlichste Empfeh¬
lung dazu war seine kräftige, schöne Gestalt, ein feines Benehmen
und eine vollständige Kunde des Ceremoniells, die ihm später auch
die Stelle eines Oberceremonienmeisters verschaffte, erst in Berlin
und nachher in Dresden. Er hatte den Auftrag in London, dem
Könige Jakob II. zu seiner Thronbesteigung Glück zu wünschen,
und nahm sich vor, dabei den Vortritt vor dem vcnetianischen Ge¬
sandten Vignola zu verlangen, da er einen Monarchen vertrete,
dieser eine Republik. Er verlangte dies von dem Italiener am
Tage vor der osficiellen Audienz; aber Vignola war nicht willens,
diesem Verlangen nachzugeben, und es erhob sich ein Streit zwischen
beiden. Die andern Gesandten suchten zu vermitteln, und auf