Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] ([Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]])

Rudolf von Habsburg. — Johannes Hus. 
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ritter zu schützen und Land- und Wasserwege in gutem Zustande zu erhalten, 
schlossen viele Städte Bündnisse. Die Hansa entstand 1241 durch einen Bund 
zwischen Lübeck und Hamburg. 
§ 11 Nudolf von Habsburg. 
1. Das Interregnum (Zwischenreich) begann mit dem Erlöschen der Hohen¬ 
staufen 1254. Bis 1273 erlangte kein Kaiser allgemeine Anerkennung. In 
dieser traurigen Zeit suchte sich ein jeder selbst Recht zu verschaffen. Endlose 
Fehden herrschten unter den Fürsten. Viele Ritterburgen wurden Ranbnester, 
von denen aus die Raubritter über die Warenzüge des Kaufmannes und das 
Vieh des Landmannes raubend herfielen. 
2. Rudolfs Wahl. Endlich wählten die Fürsten Rudolf von Habs- 
bnrg zum Könige, weil er ihnen nicht allzu mächtig schien, aber doch ein tat¬ 
kräftiger Mann war. (Von seiner Krönung erzählt uns Schiller im „Grafen 
von Habsburg".) 
3. Rudolf zerstörte viele Raubritterburgen und stellte so Ruhe her. Den 
mächtigsten Fürsten, Ottokar von Böhmen, der ihn nicht anerkennen wollte, 
schlug er auf dem Marchfelde 1278; Ottokar kam in der Schlacht um. Dessen 
Söhnen nahm er Österreich und Steiermark, belehnte damit seine eigenen Söhne 
und stiftete so die habsburgische Hausmacht. 
4. Er haßte den Prunk und gewann durch seine Einfachheit, seinen Verstand, 
seine Gerechtigkeit und sein volkstümliches Auftreten die Liebe des Volkes. 1291 
starb er und wurde in Speier begraben. (Just. Kerner: Kaiser Rudolfs Ritt 
zum Grabe.) Obgleich Rudolf allgemein geehrt worden war, wählten die Fürsten 
seinen einäugigen Sohn Albrecht nicht zum Könige. Erst nach sieben Jahren 
erlangte er diese Würde. Er wollte die freien Waldstätte der Schweiz seiner 
Hansmacht einverleiben; doch gelang es ihm nicht. (Sage von Geßler und Dell.) 
tz 12. Johannes Hus (1413). 
1. Die Verderbnis der Kirche war groß geworden. Drei Päpste regierten 
zu gleicher Zeit. _ Als Kirchenlehre war vieles aufgestellt worden, was mit 
der Heiligen Schrift nicht übereinstimmte, z. B. die Verehrung der Heiligen, die 
Ohrenbeichte, das Sakrament der Priesterweihe, die Entziehung des Kelches beim 
heiligen Abendmahl usw. Unter den Geistlichen herrschte vielfach große Sitten- 
losigkeit. _— Fromme Christen waren zwar dagegen aufgetreten, z. B. Peter 
Waldus in Lyon und Professor Wiklef in England, aber sie wurden von der 
Kirche gebannt und ihre Anhänger als Ketzer verfolgt. 
2. Johannes Hns, Professor an der Universität zu Prag, war ein 
Anhänger Wiklefs und trat öffentlich gegen die Mißbräuche auf. Er wurde 
in den Bann getan und vor die Kirchenversammlnng (Konzil) zu Konstanz 
berufen, die Kaiser Sigismund zu stände gebracht hatte. Hier wurden die drei 
Päpste abgesetzt und ein neuer gewählt. Hus hatte vom Kaiser freies Geleit 
erhalten. Aber der Papst ließ ihn in ein ungesundes Gefängnis werfen. Als 
er vor das Konzil geführt wurde, sollte er widerrufen; da er dies nicht tun 
konnte, so verurteilte man ihn zum Feuertode. Am 6. Juli 1415, feinem Ge¬ 
burtstage, wurde er zum Scheiterhaufen geführt und starb in den Flammen mit 
einem Gebet aus den Lippen. Sein Tod versetzte seine Anhänger in Böhmen 
(Husstten) in solche Wut, daß sie sich gegen Kaiser Sigismund empörten. Sie 
schlugen alle gegen sie geschickten Heere und drangen dann verwüstend in die 
Nachbarländer ein, bis. ihnen Kaiser und Papst die Predigt in der Volkssprache 
und den Kelch beim heiligen Abendmahl gewährten. 
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