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186 Neue Geschichte.
ftictn dem IV. von Danemark die oberste Leitung des Krieges und auch
Mansfeld und der Herzog Christian schlossen sich mit neugewvrbenen Schaa-
ren dem König an. Der Kaiser wünschte nun, da der Wiederausbruch des
Krieges unvermeidlich war, ein eignes Heer ausstellen zu können, da er die
bis jetzt errungenen Siege den baierisch liguistischen Truppen verdankte.
Aber dem Kaiser mangelte es dazu an Geld und freudig nahm er (1625)
das Anerbieten Albrecht's von Wallenstein an, „ein kaiserliches Heer
zu sammeln, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten sollte. "
Wallenstein H stammte ans einem böhmischen Adelsgeschlechte, und
war von seinem Oheim in der evangelischen Religion, zu welcher sich auch
seine frühverstorbenen Eltern bekannt hatten, erzogen worden, trat aber in
Olmütz^, wo er in einer Jesuitenanstalt unterrichtet wurde, zur katholischen
Religion über. Darauf besuchte er die Universität 2Utt>orf2) und unter¬
nahm dann zu seiner weitern Ausbildung Reisen nach Holland, England,
Frankreich und durch Italien, wo er sin Padua) sich namentlich mit Astro¬
logie 3) beschäftigte. Nach seiner Rückkehr kämpfte er unter Kaiser Rudolf
gegen die Türke-n und vermählte sich dann mit einer reichen Wittwe, deren
baldiger Tod (1614) ihn in den Besitz eines bedeutenden Vermögens setzte;
auch erbte er von seinem Oheim 14 Güter, so daß er schon damals zu den
reichsten Edelleuten Böhmen's gehörte. Beim Ausbruch der böhmischen Un¬
ruhen, erklärte sich Walleustein für den Kaiser und dieser belohnte ihn da¬
durch, daß er ihm die Herrschaft Friedlaud?) verlieh und ihm später (1627)
die Würde eines Herzogs ertheilte. Durch den billigen Ankauf von 60
Gütern, die der Kaiser den unterworfenen Evangelischen Böhmen's wegge-
nommen hatte, bereicherte sich Wallenstein von Neuem, so daß man seinen
Grundbesitz auf 60 Millionen schätzte.
Alsbald schlug Walleustein Werbeplätze in Böhmen, Franken und Schwa¬
ben auf und sein den Kriegsmännern wohlbekannter Name versammelte Leute
aus allen Gegenden unter seinen Fahnen. Mit richtigem Blick wählte er
die Tüchtigsten zu Anführern aus und brachte bald eine bewundernswürdige
Einheit in die bunt zusammengewürfelte Masse, an bereu Spitze er als kaiser¬
licher Generalissimus und Feldmarschall stand. Als solcher sprach er wenig,
aber mit Nachdruck; dem Tapferen versagte er nie gebührendes Lob; dabei
war er freigebig gegen Hohe und Niedre; verlangte aber dafür Unerschro¬
ckenheit und strengen Gehorsam. Feigheit ward sogleich mit dem Tode be¬
straft, und bei dem geringsten Ungehorsam war sein Wort, welches statt al¬
les Kriegsgerichtes galt: „Laßt die Bestie hängen!" Sein Anblick hatte
etwas Düsteres und Unheimliches und stimmte zur Kleidung und sonstigen
Wallenstein war am 15. September 1583 zu Hermanic, einem Gute im
Königingrätzer Kreise <im Gebiet der obern Elbel geboren. Die Familie führte ihren
Namen von dem im Walde bei Turnau (nordöstlich von Prag; liegenden Schlosse
und hieß eigentlich „Waldstein," wofür man bereits damals „Wallenstein" sagte.
2) Olmütz, Stadt an der March, in Mähren. — Altdorf, Städtchen in Fran¬
ken, südöstlich von Nürnberg, die dasige Universität hat von 1580—1807 bestanden. —
Friedland, Stadt im nordöstlichen Böhmen. Die „Herrschaft Friedland" umfaßte
9 Städte, sowie 57 Schlösser und Dörfer.
3) Astrologie (Sterndeuterei) ist die trügerische Kunst, aus der Stellung der
Gestirne künftige Dinge, besonders das Schicksal der Menschen, vorherzusagen.