282. Wer nur den lieben Gott läßt walten.
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Kajũte bedacht.“ — „BVedacht nicht,“ sprach der Knabe; „ich wollte
erst beten. Ich dachte, herunter komme ich nicht wieder lebendig;
da habe ich beten müssen. Hernach war ich nicht bange.“ Der Mann
sragte ihn, wo er das Veten gelernt habe. „Die Mutter hat es mich
helehrt,“ sagte der Junge. „Als ich von ihr fortging, sagte sie, ich
solle es immer thun, damit Gott mich vor Gefahren bewahre, und so
kann ich es nun auch nicht lassen.“
Die Mutter hat's ihn gelehrt. — Du lieber Schiffsjunge, erzühle
⸗ doch allen Müttern in Deutschland! Auch ihre Kinder müssen ja
hinaus in Welter und Sturm. Wohl ihnen, wenn sie dann beten können!
282. Wer nur den lieben Gott läßt walten.
Es schwimmt ein Schiff weit draußen auf dem Meer.
Auswandrer führt's; ihr Herz ist voll und schwer;
Erinn'rung trägt sie an des Rheines Strand,
Wo unter Reben ihre Hütte stand.
Ein Sonntagmorgen ist's. Den Strom entlang
Tönt in der Heimat jetzt der Glocken Klang,
Und wo ein Kirchlein steht, da naht sich still
Die Schar der Beter, die Gott dienen will.
Kein Ton schwingt sich herüber. Alles schweigt.
Zwei Männer haben tief das Haupt geneigt.
Der eine spricht: „Heut' fehlt mir Gottes Wort!“
Der andre drauf: „Ich nahm es mit an Bord!“
Er holt die Bibel, kehrt die Blätter um
Und sucht das Sonntagsevangelium
Und lächelt und liest laut, wie Jesus Christ
Sanft eingeschlummert in dem Schifflein ist,
Und wie ein Sturm das schwanke Schiff bedroht,
Und wie die Jünger zagten in der Not,
Und wie der Herr, vom Schlummer aufgewacht,
Bedrohte Wind und Meer mit seiner Macht.
Und jener lauscht, von heil'ger Glut durchweht,
Und faltet still die Hände zum Gebet;
Und wie das Schiff sanft durch die Wogen zieht,
Singt er aus voller Brust ein frommes Lied.