Full text: [Teil 7 = (7. u. 8. Schulj.), [Schülerbd.]] (Teil 7 = (7. u. 8. Schulj.), [Schülerbd.])

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Kapitalien, die ihr ihnen etwa hinterlasst. Sie sind dann auf einem 
Karren nicht zu lang und auf einem Wagen nicht zu kurz. Das will 
sagen: Sie passen in alle Schuhe und Lebensverhältnisse. 
Vorgeschnitten Brot erhöht des Hungers Not. Das ist auch so ein 
goldenes Sprüchlein, das besonders auf deine Knechte und Mägde paßt, Haus— 
mutter. Wer arbeitet, will und soll auch essen. Kargt's und geizt's da, o weh 
dann! Unlust ist das erste; Schnaufen ist das zweite! Und es folgt noch drei 
und — viel mehr. Schneid' kein Scheibchen Brot vor. Laß deine Leute essen. 
Sie werden eher satt; denn meinen sie, du sähest aufs Essen, so ist ihr Hunger 
nie am Ende, denn die Begierde spornt ihn. 
Das aber ist auch nicht zu vergessen: Vorgegessen Brot macht darben. 
Du lieber Gott, das vorgegessene Brot ist das Brot, das man vor dem Be— 
zahlen schon gegessen hat, also geborgtes Brot. Eßschulden sind in aller Welt 
die schlimmsten, weil man nichts mehr davon und dafür aufzuweisen hat. Gewiß 
macht also vorgegessenes Brot darben, denn es stürzt in Schulden und Not, die 
allemal folgen. Darum halt zu Rat und hüte dich vor Eßschuld, Hausmutter! 
O, es gibt viele Hausfrauen, die borgen beim Metzger und Bäcker, und Gott 
weiß, wo noch sonst. Aber das Geld hängen sie in Flitterstaat an ihren Leib. 
Armer Mann! Arme Kinder! Arme Mutter, von der man sast sagen möchte, es 
wär' ihr auch besser, wenn sie einen Mühlstein am Halse hätte und läge im 
tiefsten Meere! Sie ist ein Judas an ihrem Gatten, an ihren Kindern, an sich 
selbst! Aufgepaßt, ihr Hausmütter! Seht mal nach, ob der Spiegel nicht euer. 
Bild zurückwirft. 
W. O. v. Horn. 
8. Der tote Soldat. 
L. Autf ferner, fremder Aue, 
da liegt ein toter Soldat, 
ein ungezählter, vergessner, 
wie brav er gekämpft auch hat. 
2. Es reiten viel Generale 
mit Kreuzen an ihm vorbei, 
denkt keiner, dab, der da lieget, 
auch wert eines Kreuzleins sei. 
3. Es ist um manchen Gefall'nen 
viel Frag' und Jammer dort; 
doch für den armen Soldaten 
gibt's weder Träne noch Wort. — 
4. Doch ferne, wo er zu Hause, 
da sitzt beim Abendrot 
ein Vater voll banger Ahnung 
und sagt: „Gewib, er ist tot!“ 
5. Da sitzt eine weinende Mutter 
und schluchzet laut: „Gott helf! 
es hat sich angemeldet: 
die Uhr blieb steh'n um elf!“ 
6. Da sstarrt ein blasses Mädchen 
hinaus ins Dämmerlicht: 
„Und ist er dahin und gestorben, 
meinem Herzen stirbt er nicht!“ 
7. Drei Augenpaare schicken, 
so heib es ein Herz nur kann, 
für den armen, toten Soldaten 
ihre Tränen zum Himmel hinan. 
8. Und der Himmel nimmt die Tränen 
in einem Wölkchen auf, 
und trägt es zur fernen Aue 
hinüber im raschen Lauf.
	        
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