44. Mainz und seine Geschichte.
Mit Recht hat man Mainz seit Jahrhunderten „das goldene“ ge—
nannt. Es verdient diesen Namen schon allein wegen seiner Lage, die
in deutschen Landen ihresgleichen nicht hat; es verdient ihn aber auch
wegen des frischen, fröhlichen Sinnes und des strebsamen Wesens seiner
Bürgerschaft, wegen seines ausgedehnten Verkehrs und blühenden Handels,
wegen seiner geschichtlichen Bedeutung, und weil es die Wiege der Buch—
druckerkunst war, des schönsten Kleinods in dem herrlichen Strahlenkranze
deutscher Erfindungen. Beinahe in der Mitte Europas und so ziemlich
in der Mitte des Rheinlaufes, da, wo dieser herrliche Strom den Main
in sich aufnimmt, erhebt sich Mainz mit seinen Mauern und Schanzen
und Türmen. Von allen Seiten betrachtet, bietet es einen unbeschreiblich
schönen Anblick dar. Unten durch den weiten, von Wäldern und Wiesen
und Getreidefluren durchzogenen Thalgrund zieht sich, gleich einem un—
geheuren Silberbande, der mit grünen Auen bedeckte, von Dampf- und
Segelschiffen und Nachen belebte Rhein in gewaltiger Majestät durch ein
Land, das man einst nicht mit Unrecht für einen „Wonnegau“ erklärt
hat. An seinem Ufer rankt die Rebe; nach Norden zu schließt das Rhein—
gaugebirge die Fernsicht; weiter östlich erhebt sich in mächtigen Massen