Full text: [Teil 6 = (6. Schulj.), [Schülerbd.]] (Teil 6 = (6. Schulj.), [Schülerbd.])

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unter ihnen grünenden Weingärten hinweg und verbinden die Felsenspitzen 
mit der Hauptmasse des Berges. Überall sieht man auf hohen Pfeilern 
Gewölbe, die den Weingarten zu tragen bestimmt sind. — Vom Ufer des 
Flusses führen zu diesen hochgelegenen Stellen Bergpfade; oft erfordern 
dieselben über eine Stunde mühsamen Aufsteigens. Dem schroffen, felsigen 
Ufer der Mosel liegt in der Regel ein flaches, niedriges gegenüber. Auf 
diesem sind dann die Wiesen und Äcker, sowie auch die Häuser und Dörfer. 
Der Weingartenbesitzer muß doch auch ein wenig Wiese und Graswuchs 
für sein Vieh haben, womöglich auch etwas Acker und Garten. So liegt 
denn der eine Teil der Besitzungen, nämlich Weingärten und Rodehecken, 
auf der einen Seite des Flusses, das übrige auf der andern. Eben des— 
wegen ist in jeder Wirtschaft ein Kahn so nötig wie anderswo ein Wagen, 
um bei der Ernte die Trauben, das Heu, die Lohe oder das Getreide 
hinüber- oder herüberzuschaffen. Um das beständige Hin- und Her— 
schleppen der Gerätschaften und Werkzeuge zu vermeiden, haben die 
Weinbauer sich hier und da kleine Winzerhäuschen gebaut, die dann in 
der Zeit der Traubenreife als Wachthäuser dienen. Sie gewähren vom 
Flusse aus einen sehr lieblichen Anblick. Zuweilen hat man irgend ein 
altes Mauerwerk, einen von den Rittern des Mittelalters oder gar von 
den Römern erbauten Wartturm dazu benutzt. Zuweilen hat man bloß 
die Felsengrotten und die Höhlen in den Bergabhängen mit verschließ— 
baren Thüren und Eingängen versehen. Vor diesen Höhlen sitzen die 
Wächter des Abends beim Feuer oder die Arbeiter während der Mittags— 
sonne im kühlen Schatten, sich mit Trank und Speise labend. 
J. G. Kutzner. 
47. Die Steinkohle. 
Wie der Diamant in seinem Grund und Wesen nichts anderes ist 
als Kohle, nur in der geheimnisvollen Werkstatt der Natur zum hellen 
Kristall gebildet, so ist andrerseits die Steinkohle nicht minder ein Edel— 
stein, noch viel kostbarer als der Diamant; denn wenn sie auch nicht die 
Kronen der Könige schmückt, so ist sie doch der Schatz des arbeitenden 
Volkes, an ihr hängt Wohl und Wehe ganzer Menschengeschlechter, an 
sie knüpft sich die Hoffnung der Armen, welche das teure Holz nicht 
kaufen, aber doch noch an einem Kohlenfeuer sich wärmen können. Das 
mächtigste Land der Erde, Großbritannien, ist durch die Steinkohle groß 
und mächtig geworden. Die Steinkohle ist im Bunde mit dem Eisen für 
das thatkräftige Volk ein gewaltiges Rüstzeug geworden, mit dem es
	        
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