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132. Altes Gold.
„Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“
Dies Sprichwort hält gar manches warnend vor, das der und die be—
herzigen könnte. Freilich wär's im Sinne des Sprichworts besser, wenn
der Krug gar nicht zum Brunnen ginge. Merk's, Lügner, Betrüger,
Dieb! Du lügst dich heute glücklich heraus aus einer unsaubern Ge—
schichte — oder hast du heute einmal mit Erfolg gegen andere Leute
falsch Zeugnis geredet, verleumdet, verdächtigt, beschimpft, — aber der
Krug bricht morgen schon, und Verachtung und Strafe trifft dich. Redet
die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, dann bricht der Krug
nicht! Du übervorteilst andere im Handel und Wandel, und es gelingt
prächtig. Du lachst im Herzen über die Esel, die sich anführen ließen,
wenn du dein Profitchen berechnest, und du wirst kecker.
Sieh, dem Krug wackelt schon der Henkel! Noch ein-⸗, zwei-⸗, drei—
mal — und er bricht — deine Spitzbüberei ist entdeckt, Schmach und
Schande, schuldbelastetes Gewissen — der Arm der Gerechtigkeit und
seine wohlverdiente Strafe — sie haben dich erxeilt und der Krug ist
in Scherben. — Du stiehlst. — Alle Diebe, Räuber und Mörder haben
mit kleinen Dingen in der Jugend angefangen und an den Krug gar
nicht gedacht. Es gelang, und sie wurden nicht entdeckt. Das war gerade
ihr Unglück, denn nun ging immer rascher der Krug zum Brunnen.
Der Dieb wuchs am Leibe und an Geschicklichkeit zu stehlen und an
Frechheit und Sicherheit. Patsch! da bricht der Krug! Die Gerichte
haben ihn, und das Urteil dieser Welt läßt nicht lange auf sich warten
— das droben bleibt nicht aus. W. O. v. Horn.
133. Der Vater umd die drei Sölhime.
Von Juhren alt, an Güitern reioh,
tell einst ein Vater sein Vermögen
nd den mit Miih erworbnen Segen
selbst unter die drei Schne gleich.
Ein Diamanmt ists,“ Spraclhi der Alte,
„den ich für den von euch behalte,
der mittels einer edlen Uhoat
darauf den gröbten Anspruch haut.“
Dm diesen Anspruch eu erlomgen,
10 sieht man die Sohne sich eerstreum.