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hab' lang' nicht geseh'n, wenn mein Kind mir gelacht,
und Haus und Hof auf der Hallig!
4. So höre denn, Jasper, was ich dir sag':
Es ist gekommen ein böser Tag,
ein böser Tag für die Hallig!
Eine Sturmflut war, wie nie vorher,
und das Meer, das wild aufwogende Meer,
hoch ging es über die Hallig!
5. Doch sollst du nicht hin, vorbei ist die Not,
dein Weib ist tot, und dein RKind ist tot,
ertrunken beid' auf der Hallig!
Auch die Schafe und Lämmer sind fortgespült,
und dein Haus ist fort, deine Wurt*) zerwühlt,
was wolltest du tun auf der Hallig?» —
6. Ach Gott, Kapitän, was ist gescheh'n?
Alles soll ich nicht wiederseh'n,
was lieb mir war auf der Hallig?
Und Ihr fragt mich noch, was ich dort will tun?
Will sterben und im Grabe ruh'n
auf der Hallig, der lieben Hallig!
Hermann Allmers.
184. Wie man den Bernstein gräbt.
Der Bernstein ist ein sehr dünnflüssiges, aber schnell erhärtendes
Baumharz, das einst in großer Menge aus einem Baume floß, der
früher am Strande der Ostsee ganze Wälder bildete. Jene Wälder
wurden später durch große Fluten des Meeres zerbrochen und begraben;
und die Bernsteinstücke, welche die Strandbewohner jetzt suchen und
finden, sind Überreste der untergegangenen Wälder.
Fast mit dem Meeresspiegel in gleicher Ebene findet man eine,
großenteils aus blauem Ton bestehende Erdschicht, in welcher die Bern—
steinstücke liegen. Der Bernstein wird von den Strandbewohnern, weil
er gut bezahlt wird, durch Graben zutage gefördert. Eine Anzahl Ar—
beiter versammelt sich am Ufer des Meeres. Einige von ihnen graben
eine große Grube, andere schaffen die ausgeworfene Erde auf Karren
nach dem Meere. Ist die Grube bis auf die blaue Erdschicht fertig,
dann werden die schräg abfallenden Wände fest geschlagen, damit sich
)XkKunstliche Hũgel, auf welchen die Wohnungen der Halligbewohner liegen.