Full text: [Teil 5 = (5. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 5 = (5. Schuljahr), [Schülerband])

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flog über sein blasses Gesicht. Alwin und Theodor traten zu beiden 
Seiten des Bettes, und jeder fabte eine seiner heiben Hände. Dann 
legten sie die Geschenke, die sie mitgebracht hatten, schweigend 
vor ihn hin. Er nickte ihnen dankend mit den augenwimpern zu; 
seine Lippen bewegten sich leise, aber man hörte nicht, was er 
sprach. Das Spielzeug nahm er nicht in die Hand, aber die Blumen 
erfreuten ihn. Mehrmals griff er nach ihnen, nahm sie in die Höhe, 
betrachtete sie mit innigem Wohlgefallen, legte sie hin und nahm 
sie wieder. Plötzlich verlangte er mit Lebhaftigkeit aufzustehen 
und ans Fenster gebracht zu werden, um die grünen Bäume zu 
sehen. Man hob ihn aus dem Bette; er versuchte, den Fub auf den 
Boden zu setzen und einige Schritte zu tun, aber umsonst; kraft- 
los sank er sogleich in die Arme seines Vaters zurück. Dieser trug 
ihn zum Fenster hin. Da hob der Knabe die hellen augen zum 
Himmel empor und freute sich der zarten, zerfliebenden Wolken 
und der grünen Bäume, in deren Schatten er so oft gesessen hatte. 
Einige Augenblicke darauf verlangte er wieder nach seinem Bette. 
Ietzt fielen einige Strahlen der untergehenden Sonne auf die Vand 
des Zimmers. Karl wünschte sein Bett dorthin gerückt zu sehen. Die 
Eltern erfũüllten seinen Wunsch; und die Kleinen waren geschäftig, 
zu helfen und das Bett zu rücken, wie es dem Kranken recht war. 
Da nun die Sonnenstrahlen auf das Bett fielen, wurde sein 
Angesicht immer heiterer, und er sah die Umstehenden lãchelnd 
an. Seine Arme hatte er vor sich ausgestreckt, so daß sie von der 
Sonne beschienen wurden. Diese sank immer tiefer, und der Abend 
wurde immer schöner. Da fabte der Kranke den Alwin sanft bei 
der Hand und zog ihn zu sich, und indem er seinen Arm ihm 
um den Nacken schlang, sprach er mit leiser Stimme: «lch sterbe 
mit deèr Sonne; aber sag' es dem Vater und der Mutter nichthb 
Die Mutter hatte aber doch die leisen Worte ihres sterbenden 
Lieblings gehört. Sie warf sich neben seinem Bette auf die Kniee, 
xüßte ihn unter tausend Tränen und verhüllte ihr Gesicht. «Weine 
nicht, liebe Mutter», sagte der Sterbende, ich bin nicht mehr 
krank — «lch werde ja nicht im Grabe bleiben», setzte er einige 
Augenblicke darauf mit kaum vernehmlicher Stimme hinzu. «Du 
hast es mir oft gesagt. Und wenn du auch gestorben bist und 
der Vater auch. dann kommen wir im Himmel alle zusammen 
und sterben nicht wieder.» 
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