Full text: Deutsches Lesebuch für das mittlere Kindesalter (1, [Schülerband])

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abhängen, welche Stufe ihr Lesebuch einnimmt; an hochgehaltenen Vorbildern 
wächst die Graft, auch gute Nachbildungen zu machen; wo immer nur die 
Absicht vorliegt, sich zum Ginde in der Sprachweise herabzulassen, da wird 
dasselbe nicht heraufgezogen, und es bleibt, was es ist. Lugendschriften, welche 
zur Privatlectüre bestimmt sind, dürfen steh nicht erheben über das leichte Ver¬ 
ständnis des Lesestoffs, sonst wird ein solches Guch dem jungen Leser langweilig, 
und er legt es bei Seite. Anders ist es mit einem Lesebuche für die Schule, 
das unter der Führung des Lehrers gebraucht wird; dieses hat den Zweck, nicht 
l'lost das Material zum Lesen, zur Unterhaltung und Gelehrung zu liefern, es 
soll auch allmählich die geistige Graft der Schüler heben und stärken und vor¬ 
bereitend wirken für Schwierigeres. Vast anfänglich nur kurze Lesestücke zu¬ 
sammengestellt worden sind, wird man gewist nicht tadeln; denn das Gind will 
ein Ganzes gern mit Leichtigkeit übersehen. Lst die Graft geübt, dann kann 
man ihm auch Umfangreicheres bieten, und dies ist später geschehen. 
Wer in diesem Guche eine besondere confessionelle Färbung 
jucht, der findet keine S,pur davon; nach unserer Ansicht gehört 
eine solche nicht in ein für das mittlere Gindesalter bestimmtes 
Lesebuch. 
Vast aber das vorliegende darum nicht minder ein christliches ist, und 
zwar im lautersten Sinne des Wortes, verbürgt nicht nur der Inhalt, deffen 
sorgsamer Auswahl wir durch die Reihe der Lahre eine immer gleiche Treue 
bewahrten, sondern auch die uns wohlthuende Erfahrung, dast man sich unseres 
Lesebuches seit seinem ersten Erscheinen in Lehranstalten der verschiedenen 
Confesstonen gern und mit Segen bediente. 
Ln Getreff der typographischen Ausstattung wird dem Auge des 
aufmerksamen Geurtheilers ein mit Sorgfalt gewählter Wechsel der Schrift¬ 
gattungen, so wie ein allmähliches Absteigen von anfangs splendid gehaltenem 
Salze zu engerem nicht entgehen. 
Möchte die Anerkennung, welche dieses Lesebuch schon bei seinem Erscheinen 
erfuhr, auch in Zukunft gesichert bleiben, wo die mitwirkende Graft meines 
leider für mich zu frühe Heimgegangenen Gruders fehlen wird. Möchten alle 
Diejenigen, welche dasselbe einer näheren Prüfung für werth achten, in ihm 
finden, was man von einem guten Lesebuche fordern must: nicht blost Stoff 
zur Uebung im Lesen, sondern zugleich und wohl hauptsächlich ein Mittel 
zur Förderung des Denkens und Wissens, zur Gildnng von Geist 
und Herz, zur tiefen Begründung wahrer Gottesfurcht! 
Vre stau, am 6. September 1869. 
Kart Sethfam.
	        
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