II Geographie.
Das Böhmisch-Bayrische Waldgebirge. Dieses Gebirge zieht sich vom
Fichtel-Gebirge, das die Landschaft im N. abschließt und die Form eines Huf—
eisens hat (höchster Berg der Schneeberg, 1060 m), nach SO. Es ist im SO.
am breitesten und höchsten und erreicht dort im Arber eine Höhe von 1460m.
Der nördliche Teil des Gebirges ist von dem breiten und höheren südlichen
durch eine Senke getrennt. Diesem ist im SW. noch ein Gebirgszug, der
Bayrische Wald, vorgelagert. Dem vom Atlantischen Ozean kommenden
Wolkenzuge zugekehrt, empfängt das Böhmisch-Bayrische Waldgebirge be—
deutende Niederschläge(sog. Steigungsregen, welche die Wolken beim Auf⸗
steigen zu den kühleren Höhen abgeben). Es ist daher sehr waldreich. Zahl—
reiche Sägemühlen und Fabriken beuten den Holzreichtum und Glas—
hütten den Quarzreichtum aus. Das Vordringen des Menschen wurde
aber durch die geringe Tiefe der Gebirgstäler erschwert. Das Gebirge wurde
daher zu einer Völker- und Sprachenscheide zwischen Osterreich und Bayern.
Die Hochfläche, Volksstämme. Die Alpen im S, Schwäbischer und Frän—
kischer Jura im NW., Fichtel-Gebirge im N. und Böhmisch⸗Bayrisches Wald—
gebirge im NO. fassen die große Schwäbisch-Bayrische Hochfläche ein;
diese liegt durchschnittlich 500 m hoch (München 520 mIm Welst sie vom
schwäbischen, im N. vom fränkischen, sonst vom bayrischen Volks—
stamme bewohnt.
Klima und Anbau. Für den Anbau ist die Schwäbisch⸗Bayrische Hochfläche
weniger geeignet als das Hügel- und Flachland der Schweiz, schon des großen—
teils unfruchtbaren Bodens wegen. Dazu ist das Klima rauher, weil die
kalten Nordwest-⸗, Nord- und Ostwinde freieren Zutritt haben. In dem höher
gelegenen südlichen Teile der Hochfläche ist Roggen das Hauptgetreide. Nach
N., auf die Donau zu, wird der Boden besser und das Klima milder. Zwar kann
der Weinbau nicht betrieben werden; aber Weizen und Gerste liefern gute
Ernten, und in der Holledau (Hallertau) zwischen Freising und Ingolstadt
wird viel Hopfenbau betrieben. Viele Landstriche sind auch reich an Vieh.
Die Rindviehzucht wird besonders im Algäuer Lande stark betrieben, und
Kempten führt viel Käse aus.
Städte. Da die Bewohner der Schwäbisch-⸗Bayrischen Hochfläche fast aus—
schließlich Ackerbau und Viehzucht treiben, gibt es in ihr nur wenige große
Städte. Am Jsarübergange erblühte die bayrische Hauptstadt München
(595 000 E.), berühmt als LQunststadt; sie ist ein Hauptsitz der bayrischen
Bierbrauerei. Die Hauptbrückenstadt am Lech ist Augsburg (fast 105 000 E.).
Es war im Mittelalter ein wichtiger Platz für den Handelsverkehr mit Italien
und besitzt heute zahlreiche Baumwollfabriken, welche die Wasserkräfte des
Lech ausnützen. Mehrere Städte erwuchsen noch an der Donau. Die auf der
nordöstlichen Donaustrecke entstandenen Städte, wie Ulhm (55 000 E.), liegen
auf der linken Donauseite, weil das rechte Stromufer sumpfig ist. Auf der süd—
östlichen Stromstrecke entstanden dagegen Regensburg 650006.) und Passau
auf der rechten Seite, wo sie den Handelsverkehr mit einem größeren Hinter—
lande pflegen konnten.