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kann man wohl ganz versinken. Das Schwanken kommt von dem schlam—
migen Wasser und den verwesenden Pflanzen, die unter der Oberschicht
sind.“ — „Was sind denn das für schwarze Steine?“ fragte Otto, „sind das
Ziegelsteine?“ — „Nein,“ entgegnete der Vater, „das ist Torf. Er wird in
Form von Ziegelsteinen gestochen und zum Trocknen aufgestellt. Damit
heizt der Heidebauer seine Stuben, wenn im Winter der eisige Nord um
das Haus fegt, damit kocht sein Weib das einfache Mittagsmahl, bei dessen
Zubereitung Buchweizen reichlich verwendet wird.“
6. Die Sonne neigte sich nach Westen; wir mußten an die Heimfahrt
denken. Bevor wir von der Heide schieden, pflückten wir zwei tüchtige
Sträuße Heidekraut, die sollte Mutter haben. Wir wählten nur solche
Stengel, die recht viele Glöckchen hatten. Bald hatten wir zwei schöne große
Sträuße. Nun marschierten wir wacker dem Dörfchen zu, dessen Kirchturm
wir in der Ferne leuchten sahen. Uns zur Rechten versank die riesige
Sonnenscheibe und goß ihr letztes Gold über die Heide aus. Da sangen
wir aus tiefster Brust:
Goldne Abendsonne,
wie bist du so schön!
Nie kann ohne Wonne
deinen Glanz ich sehn.
Abendglocken klingen
von der Türme Dach
mit gewalt'gem Schwingen
dir den Abschied nach.
Und wirklich begann im nahen Dörflein jetzt die Abendglocke zu klingen.
Auf den Zug brauchten wir nicht lange zu warten, Vater hatte die
Zeit gut eingeteilt. Vom Fenster unseres Abteils winkten wir der Heide
noch einen Abschiedsgruß zu. Die beiden Heideblumensträuße machten der
lieben Mutter recht viele Freude. Sie erinnerten uns alle noch lange Zeit
an den schönen Heidegang. Alfred Kodantke.
223. Abseits.
1. Es ist so still. Die Heide liegt
im warmen Mittagssonnenstrahle;
ein rosenroter Schimmer fliegt
um ihre alten Gräbermale.
Die Kräuter blüh'n; der Heideduft
steigt in die blaue Sommerluft.