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Leseschüler *), erreichen einen über das bisherige Verfahren hinaus¬
gehenden eigentlichen Lesezweck und vermeiden die Detailmalerei
der Beschreibungen mit ihrem doktrinären Charakter. Ist bei
einzelnen Objekten größere Ausführlichkeit in der Beschreibung der¬
selben erwünscht, so mag hierfür der Anschauungsunterricht in dein
Umfange sorgen, wie es der Lehrer für die praktische Sprach-
bildung seiner Schüler als notwendig erachtet.
Das Lofcbuch darf die Ucsultatr dos Anfchauungsuntrrrichtrs
nicht wirdtrgeben, **) sondern muß anziehende Darstellungen über
einzelne Partien desselben liefern.
Die behandelten Gegenstände ftttb nach zeitlichen Rücksichten
geordnet und berühren ungefähr alle örtlichen Anschauungskreise.
Bei Gestaltung der wenigen Beschreibungen, welche das Buch
enthält, diente der schon angedeutete Grundsatz als Richtschnur,
daß Rinder in der Regel voll einem Dinge nicht möglichst viel,
sondern von möglichst vielen Dingen etwas wissen wollen.
Der Umfang des gesamten Lesestoffes ist. so berechnet, daß
selbst unter bescheidenen Anstaltsverhältnissen ohne Übereilung in
einem Jahre an Verarbeitung sämtlicher Lesestücke gedacht werden
kann, mithin auch Zeit zu sicherer Aneignung und regelmäßiger
Übung der mechanischen Lesefertigkeit übrig bleibt. Mündliche und
schriftliche Reproduktion sind unerläßlich. Die Kürze der einzelnen
Lesestücke aber läßt die kleinen Leseschüler nicht bis zum Überdruffe
bei einem Gegenstände verweilen und erinöglicht einen Überblick
über den Verlauf des Ganzen.
Von großem praktischen werte dürfte es sein, daß einzelne
Partien der Umgangssprache inmitten der Lesestücke in ein ganz
natürliches, zwingendes Verhältnis treten.
Da der Gebrauch des Buches die Kenntnis des Imperfektes
zur Voraussetzung hat, muß schon im zweiten Schuljahre darauf
*) Söder, Bericht über den ersten deutschen Taubstummenlehrer-Kongreß
in Berlin, S. 90.
**) Vergleiche hiermit Hill, Anleitung zum Sprachunterrichte, S. 298—303.
Walther, der Anschauungsunterricht. Blätter für Taubst.-Bildung,
1. Jahrg., Nr. 23, S. 358.
Kopka, Lesen und Lesebuch in der Taubstumrnenschule. Blätter für
Taubst.-Bildung, 1. Jahrg., Nr. 16, S. 246.