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Das Kind fragte seinen Vater: „Warum hat der
Mann solche Beine? Und was hat er an dem Rocke?"
Der Vater entgegnete: „Die Beine sind dem armen Manne
im Kriege abgeschossen worden. Das, was er an der Brust
trägt, ist eine Denkmünze. Diese hat er vom Kaiser zum
Andenken an den Krieg bekommen. ' Der Mann kann
nicht mehr arbeiten, also auch nichts verdienen. Er sitzt
hier, um von den Vorübergehenden etwas zu bekommen."
„O, Vater", sagte das Töchterchen, „darf ich ihm etwas
hinbringen?" Der Vater freute sich über die Gutherzigkeit
seines Kindes. Er zog seine Börse heraus und gab ihm
50 Pfennig. Diese brachte das Kind dem Krüppel.
Als es wieder zum Vater zurückgekommen war, sagte
dieser: „Mein Kind, Arme und Krüppel darf man nie
vergessen."
28. Tanne und Birke.
Mehrere Kinder unterhielten sich einmal über die
Bäume. Eins davon fragte: „Wißt ihr auch, welcher
Baum am schönsten ist?“ Änlichen, ein munteres Mädchen,
klatschte in die Hände und rief: „Das ist der Christbaum;
der trägt so viele Lichter und herrliche Sachen für uns
Kinder.“ Und alle stimmten ein: „Ja, ja, cs ist der
Christbaum.“
Darauf wurde gefragt: „Welcher ist aber der gar¬
stigste Baum?“ Da rief der unartige Franz geschwind:
„Das ist die Birke; denn aus ihren Zweigen macht man
Buten.“ Über diese Antwort lachten alle anderen Kinder.
Sie wußten, daß Franzens Mutter für ihn oft eine Rute
brauchte.
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