Full text: [Teil 7, [Schülerband]] (Teil 7, [Schülerband])

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erkannte, nur das Wasser, welches die Lücke wochenlang geschluckt, 
und das nun im holze gefroren, ließ die Flamme nicht so schnell 
überhand nehmen, als ohne dies Hindernis geschehen wäre. Der 
Kaum, den der Brand bis jetzt einnahm, war ein kleiner. Der 
Frost in der Verschalung warf die hartnäckig immer wiederkehren¬ 
den, hüpfenden Flämmchen lange zurück, ehe sie bleibend einwurzeln 
und von dem Wurzelpunkte aus weiter fressen konnten, hatten sie 
sich einmal zu einer großen Flamme vereinigt und diese den durch 
Frost gefeiten Kaum unter der Lücke überschritten, dann mußte der 
Brand bald riesig über die Turmspitze hinauswachsen, und die Kirche 
und vielleicht die Stabt erlag der vereinten Gewalt von Feuer und 
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Er sah, noch war zu retten,- und er brauchte die Kraft, die 
ihm dieser Gedanke gab. Die Leiter schaukelte nicht mehr bloß herüber 
und hinüber, sie wuchtete zugleich auf und ab. was war das? wenn 
der Dachbalken locker war — aber er wußte, das konnte nicht fein — 
diese Bewegung war unmöglich. Uber die Leiter hing ja gar nicht an 
dem haken- er hatte sie an ein hervorspringendes Eichenblatt der 
Blechverzierung angehängt. Lein Gewicht wuchtete an dem Stücke und 
zog es mit der Leiter immer mehr herab und bog die Leite nach vorn, 
an die er die Leiter gehängt. Koch einen Zoll tiefer, und das Blatt 
lag wagerecht, und die Leiter glitt von dem Blatte herab und mit ihm 
hinunter in die ungeheure Tiefe. Jetzt mußte sich sein Lebensmut be¬ 
währen, und er tat's. Lechs Zoll weit neben dem Blatte war der 
haken. Koch drei leichte Schritte die schwankende Leiter hinauf, und 
er faßte mit der linken Hand den haken, hielt sich fest daran und hob 
die Leiter mit der rechten von dem Blatt herüber an den haken. 
Sie hing. Die linke ließ den haken und faßte neben der rechten die 
Leitersprosse,- die Füße folgten,- er stand wieder auf der Leiter. Und 
jetzt begannen schon die Schiefer unter der Lücke zu glühen,- nicht lang, 
und sie rollten sich schmelzend, und die brennenden Schlacken trugen 
das verderben fliegend weiter. Kpollonius zog die Klaue aus dem 
Gürtel,- wenig Ltöße mit dem Werkzeug, und die Lchiefer fielen ab¬ 
gestreift in die Tiefe. Nun übersah er deutlich den geringen Umfang 
der brennenden Fläche; seine Zuversicht wuchs. Zwei Züge an dem 
Schlauch, und die Spritze begann zu wirken. Er hielt das Kohr erst 
gegen die Lücke, um die Verschalung oberhalb des Brandes noch ge¬ 
schickter zum widerstände zu machen. Die Spritze bewies sich kräftig; 
wo ihr Strahl unter den Kand der Schiefer sich einzwängte, splitterten 
diese krachend von den Nägeln. Die Flammen des Brandes knisterten 
und hüpften zornig unter dem herabfließenden Wasser,- erst dem un¬ 
mittelbar gegen sie gerichteten Strahl gelang es, und auch diesem mehr 
durch seine erstickende Gewalt als durch die Natur seines Stoffes, die 
hartnäckigen zu bezwingen.
	        
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