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2. And draußen in den Feldern, nein, wie hoch das Korn schon
in den Äalmen steht! Die Ähren, sie blühen schon hier und da und
mitten drunter Kornblumen ohne Zahl und roter Mohn. Nun geht
und pflückt! Äeut' ist Johannistag, wo jedes Kind, das durch die
Felder geht, Kornblumenkränze windet und damit sich und die
Schwestern schmückt.
3. Nun hurtig, macht! And pflückt und windet, und dann
zieht bekränzt in langen Reihen wieder heim durchs Dorf, singt:
„Trarira, der Sommer, der ist da!" und singt's hübsch ordentlich, daß
alle Leute aus ihren Türen treten und sich freuen.
4. Doch eins vor allem: Nehmt beim Blumenpflücken euch recht
in acht, daß ihr kein Äälmchen Korn mit Füßen tretet! Sünde
Wär's wahrhaftig! Robert Reinick.
190. Des Kirschbaums Gäste.
Kirschbaum grünt an Zweig und Ast,
^ da hat er auch schon einen Gast.
Am jungen Grün und zarten Blatt
frißt sich das Raup lein voll und satt.
2. Der Kirschbaum blüht an Zweig und Ast,
da hat er wieder einen Gast.
Das Bienchen findet Honigseim
und trägt ihn in die Zellen ein.
3. Und sind der Wochen sechs vorbei,
so kommen gar der Gäste zwei.
Kennst du sie wohl? Sag es geschwind!
„Es ist das Spätzlein und — das Kind."
Ernst Lausch.
191. Äns der Wiese.
H^Vas das für eine Pracht auf der Wiese ist! An den sumpfigen
Stellen, wo der Storch mit seinen schönen, roten Wasserstiefeln
umherwatet und Frösche fängt, blüht die Dotterblume so goldig gelb,
als wollte sie zur Sonne sagen: „Sieh mich nur an! Bin ich nicht
ebenso schön wie du?" Das Wiesenschaumkraut steht mit seinen bläu¬
lichen Blüten bescheiden daneben und wiegt sich im Winde. An seinem
Stengel hängt ein Tropfen Schaum, darin wohnt ein kleines Tierchen,
und das Schaumkraut muß es hin- und herschaukeln, wie die Mutter
ihr Kind auf den Armen wiegt, wenn es schlafen soll. Das niedliche
Gänseblümchen wendet sein gelbes Köpfchen mit dem weißen Spitzenkragen
neugierig zur Seite und fragt den gelben Hahnenfuß: „Woher mag nur