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6. Gott und Mensch.
281. Gott grützt manchen, der ihm nicht dankt.
Zum Beispiel: Wenn dich früh die Sonne zu einem neuen
kräftigen Leben weckt, so bietet er dir: Guten Morgen! wenn sich
abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer schließt: Gute Nacht!
Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt er:
Wohl bekomm's! Wenn du eine Gefahr noch zu rechter Zeit ent¬
deckst, so sagt er: Nimm dich in acht, junges Kind oder altes
Kind, und kehre lieber wieder um! Wenn du am schönen Maitag
im Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und es ist dir wohl,
sagt er: Sei willkommen in meinem Schloßgarten! Oder du
denkst an nichts, und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen
und naß in den Augen und denkst, ich will doch anders werden, als
ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst
an einem offenen Grabe vorbei, und es schauert dich, so denkt er just
nicht daran, daß du lutherisch oder reformiert bist, und sagt: Gelobt
sei Jesus Christ! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht ant¬
wortet und nicht dankt. Ioh. Peter Hebel.
282. Zur Nacht.
Verrauscht ist das Getümmel,
die stille Nacht bricht an,
der Mond am hohen Himmel
geht schweigend seine Bahn.
2. Ich falte froh die Hände,
ich weiß, du wachst bei mir;
mein Gott und Vater, wende
dein Antlitz nicht von mir.
3. Du blickst durchs Sterngefunkel
hier in mein Kämmerlein;
zu tief ist dir kein Dunkel,
du leuchtest doch hinein.
A Dein Blick voll tiebe scheinet
auf uns mit Trost und Ruh,
und wo ein Auge weinet,
drückst du es leise zu. Klette.
283. vor 81ervvuli1mm6l.
Oer Himmel ist ein grosses Buch über die göttliche All¬
macht und Güte, und die Sterne sind die goldenen Buchstaben
in dem Buche. Aber es ist in einer fremden Sprache geschrieben;