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2. Wir setzen unsern Weg fort. Etwas bergan führt er in einen
andern Teil des Waldes. Auch hier finden wir noch die grauen Stämme
der Buchen, dazwischen aber auch dicke Eichen, die wir an der rissigen
Rinde und den lappigen Blättern sogleich erkennen. Halt! Was knackt
dort in den Zweigen? Dort oben in jener Eiche bewegt sich etwas. Sieh,
ein niedliches Eichhörnchen! Es hat uns erschaut und blickt uns mit den
kleinen, klugen Augen neugierig an. Es fürchtet sich gar nicht. Es blinzelt
uns zu, als ob es sagen wollte: „Gelt, hier gefällt's euch auch? Ihr solltet
nur jeden Tag hier sein und so lustig von Zweig zu Zweig und von Ast
zu Ast springen können wie ich. Wart ihr schon am Bächlein unten, wo
die schlanken Birken stehen? Dahin geht einmal!"
3. Zum Büchlein ist's nicht weit. Wir hören sein Plätschern schon
von weitem und haben es bald erreicht. Ja, Eichkätzchen, du hast recht!
Hier ist es herrlich! Schnell Schuhe und Strümpfe aus und nun — patsch!
patsch! — in die klare Flut. Wie das erfrischt und den Staub von den
Füßen spült! Nun wollen wir Beeren naschen! Dort im Unterholz unter
Birken und Buchen stehen Waldbeeren in Menge. Ich kenne die Stellen.
Schon oft war ich hier, und immer bin ich mit gefülltem Körbchen und
satt und mit schwarzem Munde heimgekehrt. Wie hübsch die blauen Beeren
aussehen an den grünen Sträuchern mit den eiförmigen Blättchen. Wir
wollen aber keine Sträucher ausreißen, sondern nur Beerlein pflücken, das
Körbchen füllen und auch den Magen.
4. Ich weiß noch ein schönes Plätzchen. Dort hinten, rechts von den
Tannen, ist eine einsame Waldwiese. Wo wir aus dem dichten Gebüsch
heraustreten, steht eine Bank, aus Ästen des Waldes gezimmert. Dort
wollen wir noch ein Viertelstündchen Waldeinsamkeit genießen, ehe wir
den schönen Laubwald verlassen. Hier habe ich oft eine Rehfamilie be¬
obachtet, die am saftigen Gras der Waldwiese sich gütlich tat. Abends
machen die Hasen hier ihre „Männchen". Znr Herbsteszeit knallt hier
freilich die Büchse des Jägers, der dem armen Waldhäslein das Lebenslicht
ausbläst, daß ihm die Lust zum Springen und Männchenmachen vergeht.
5. Nun müssen wir heimwärts ziehen, denn die Sonne steht schon
tief am Himmel. Mit einem muntern Liede nehmen wir dankbar Abschied
vom grünen Walde.
Wir singen ans voller Brust:
So scheiden wir mit Sang und Klang:
Leb' wohl, du schöner Wald,
mit deinem kühlen Schatten,
mit deinen grünen Matten —
du süßer Aufenthalt!