235
sich wiederholt den Schweiß von der Stirn. Kein frischer Qnell sprang
hervor, um unsern Durst zu loschen. Die Schuhsohlen waren recht glatt
geworden, und wir rutschten hin und wieder ans.
3. Nach dem Stande der Sonne mußte es Mittag sein. Wir merkten
das auch an unserm Magen, der schon ab und zu geknurrt hatte. Auf
einem Sandhügel, der mit spärlichem Gras bewachsen war, ließen wir uns
nieder. Der Rucksack wurde ausgepackt. Trefflich mundeten Brot, Eier
und Obst. Nachdem wir auf Vaters Befehl Papier und Schalen sorgfältig
aufgesammelt hatten, durften wir noch etwas herumspringen, während Vater
ein wenig ruhen wollte. Das war so recht nach unserm Sinne. Wir unter¬
suchten erst einmal die zahlreichen Kaninchenlöcher. Otto schrie in einige
hinein. Nichts regte sich. Wenn wir einen Dachshund gehabt Hütten!
Wir fingen einen bunten Käfer. Grünlich schimmerten seine Flügeldecken.
Wie zappelte er mit den Beinen! Er war gewiß froh, als wir ihn wieder
laufen ließen. Dann entdeckten wir zwischen dem Heidekraut eine Eidechse.
Sie schillerte grün und hatte braune Tupfen. Mit ihren klugen Äuglein
sah sie uns neugierig an. Sie züngelte beständig, als habe sie Lust, mit
uns anzubändeln. Doch darüber brauchten wir nicht zu erschrecken. Sie
ist ein ganz harmloses Tierchen. Fliegen und Mücken sind ihre Nahrung.
Sie liebt die Sonne. Otto wollte sie am Schwänze packen. Da war sie
auch schon unsern Blicken entschwunden. Wir sahen nur noch das nackte
Schwänzchen im Heidekraut blitzen. Ein Heupferdchen sprang heran und
setzte sich ans meinen Ärmel. Das Kerlchen mit den langen Beinen hatte
Mut. Es wippte ein paarmal mit dem Hinterleib, dann verabschiedete es
sich mit einem zierlichen Knicks.
4. Wir hätten gern noch mehr Tierchen beobachtet, doch der Vater rief.
Wir sprangen herbei, und weiter ging's iiber die einsame Heide. Kein Mensch
begegnete uns. Rechts tauchten gelbe Punkte auf. Wir wußten nicht, was
das war. Als wir näher kamen, merkten wir, daß es Bienenkörbe waren,
wohl sechzig Stück. Sie waren alle mit dem Flugloch nach Osten gerichtet.
Die Bienen lieben die Morgensonne. Das war hier ein Summen und
Brummen, ein Gehen und Kommen. Wir blieben in gehöriger Entfernung,
denn keiner wollte gestochen sein. „Wem gehören die Bienen?" fragte Otto.
„Dem Heidebauern. Er bringt sie im Juli heraus und holt sie im Herbste
wieder. Während dieser Zeit sind sie fortgesetzt fleißig, sammeln tagaus,
tagein hier ein Tröpfchen, da ein Krümchen."
5. Auf unserer Weiterwanderung kamen wir ans ein Torfmoor. Der
Boden schwankte unter unsern Füßen. Als wir Angst vor dem Einsinken
zeigten, beruhigte uns der Vater. „Das ist jetzt nicht schlimm," sagte er,
„man versinkt nicht tief. Anders aber ist es im Herbst und Winter, da