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18. Die Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth am Rhein.
1. Auf der Straße fährt ein geschloffener Wagen. Lautlos rollt er
auf Gummireifen dahiil. Auf jeder Seite ist ein rotes Kreuz gemalt.
Vor dem Krankenhause hält er an. Zwei Schwestern haben ihn kommen
sehen und treten hinzu, um zu helfen. Die Tür des Wagens wird ge¬
öffnet. Auf einer Bahre liegt ein Bergmatlit. Blaß ist fein Gesicht.
Seine Augen sind geschlossen. Ihm ist in der Grube eilt Steitl aufs Bein
gefallen; er hat den Knochen arg zerschmettert. Vorsichtig fasset! die Schwestern
zu und bringen den Verunglückten in den Krankensaal. Der Arzt wird
durch den Fernsprecher gerufen. Schnell ist er da. Er legt einen Gips¬
verband an, wobei ihni die Schwestern dienstfertig zur Hand sind. Der
Kranke wird nun in das Bett gebracht und muß liegen. All' die Wochen,
die er in dem Krankenhaus zubringt, wird er von Schwestern sorgfältig
gepflegt, aber nicht nur er, sondern auch die vielen andern Kranken, die
hier weilen, um wieder gesund zu werden. Die Schwestern haben viel
Arbeit und Sorge, besonders bei Schtverkranken. Oft müssen sie die ganze
Nacht wachen. Echte Nächstenliebe üben sie in ihrem schweren Berufe aus.
2. Ihre Ausbildung in der Krankenpflege haben sie in Kaiserswerth
erhalten. Dort ist eine große Anstalt, wo junge Mädchen ausgebildet
werden. Kaiserswerth liegt am Rhein. Wenn du von Diisseldorf strom¬
abwärts fährst, bist du in einer halben Stunde in dem Städtchen.
Die Anstalten nehmen einen Stadtteil für sich ein. Sie erstrecken
sich über weite Grundstücke mit großen Häusern und Gürten. Sogar eine
eigene Landwirtschaft gehört dazu. In dem einen Hause werden Waisen
erzogen, in einem andern werden Gemütskranke gepflegt, in einem dritten
ist eine Spielschule für kleine Kinder. In dem großetl Krankenhause
lernen die angehenden Schwestern die Krankenpflege. Wenn sie darin
ausgebildet sind, werden sie an die verschiedenen Arbeitsstellen verschickt,
deren es nicht nur in Rheinland und Westfalen gibt, sondern in ganz
Deutschland, ja sogar in Konstantinopel und Jerusalem.
3. Der Mann, der die Anstalt gegründet hat, war Pastor Theodor
Fliedner, der vor ungefähr hundert Jahren in Kaiserswerth wirkte. Er
war ein rechter Seelsorger, dem besonders die Not der Armen und
Schwachen zu Herzen ging. Er wollte ihnen helfen, darurn rief er die
Anstalt ins Leben. Aus ihr ist viel Gutes hervorgegangen. Sollte dich
aber einmal ein Sammler um eine milde Gabe für Kaiserswerth an¬
sprechen, so spende eine Gabe, du hilfst damit die Not anderer lindern.
Alfred Kodantke.