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[§44]
hören die im Innern („unter Tage") sowie die an der Oberfläche
befindlichen („anstehenden") Mineralien*), sowohl feste (Kohle, Erze,
Salze, Edelsteine, Steine für die Bildhauerei und für Bauten),
sowie flüssige (Petroleum, Solquellen). Ferner rechnen auch hierher
die Gewinnung der pflanzlichen und tierischen Ablagerungen wie
Tors und Guano, aber nicht die Thermal- und Mineralquellen.
Während der technische Begriff des Bergbaus vor allen die Ge¬
winnung der anorganischen Bestandteile des Erdbodens betont, ist
der rechtliche Begriff enger. Er umfaßt die Gewinnung, und Auf¬
bereitung solcher Mineralien (meist Erze, Salze. Kohlen), über welche
aus Gründen des Allgemeinwohls der Bodenbesitzer aus Grund be¬
sonderer bergrechtlicher Gesetze und Vorschriften kein freies Ver¬
fügungsrecht hat (vgl. unter b).
Die ersten Anfänge des Bergbaus hat man im Suchen nach
Gold, dessen Gewinnung im Schwemmlande weiter keine Schwierig¬
keiten macht, zu finden geglaubt. Dies trifft aber nur für einzelne
Gegenden zu. Soviel steht indes fest, daß zunächst Schmuck und
Verteidigung dem Menschen die Metalle nutzbar machten. Von
einem Bergbau ist jedoch erst zu reden, wenn Gruben und einfache
Schächte erschlossen werden und man zur Verhüttung der Metalle,
z. B. beim Naseneisenstein schreitet. Das Altertum kannte, wenn
man von den Chinesen absieht, die um 1000 v. Chr. schon Kohlen ab¬
bauten, nur den Metallbergbau. Eisenbergbau wurde schon um 3000
in Ägypten getrieben, das Alte Testament spricht (Deut. 8, 9) von
Kanaan als von einem Lande, „da du Erz aus den Bergen hauest"
und das Buch Hiob schildert (28, 1—11) den Bergbau. Die Phö¬
nizier trieben solchen auf Cypern und Euböa (Kupfer), Thasos (Gold)
und in Spanien (Silber); aus Britannien brachten sie Zinn, das
im Morgenlande und den Mittelmeerländern nicht vorkam. Die
Griechen hatten Bergwerke aus den Inseln (z. B. auf Rhodos Eisen
und Blei), aus dem Festlande lieferte Laurion ansehnliche Silber¬
erträge, in Waldschmieden wurde vielfach Eisen verhüttet. Die
Etrusker bauten aus Elba Eisen- und Kupsergruben ab. Die
Römer trieben nur in den Provinzen, namentlich während der
Kaiserzeit, Bergbau, so in Gallien, Britannien, Krain, Kärnthen,
Steiermark, im Schwarzwald, Taunus und in der Eifel (hier Silber
und Blei). Der Bergbau erhielt sich auch in der nachrömischen
Zeit; indes übernahmen ihn anstelle der Sklaven nunmehr freie,
deutsche Männer, — er wird jetzt ein Faktor in der Erstarkung
und geschichtlichen Entwicklung des Deutschen Reiches. Hier wurde
er seit dem 12. Jahrhundert als ein königliches Regal betrachtet
und gegen Leistung von Abgaben verliehen. Mit Auskommen der
Territorialherrschast eigneten die Landesherren ihn sich immer
y Teilweise rechnet man die Gewinnung der anstehenden Mineralien nicht
zum Bergbau im technischen Sinne, z. B. den Obertagebau von Braunkohlen.