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von Indien; ich, seine einzige, unglückliche Tochter, heiße Lusa.
Jener Zauberer, Kaschnur, der euch verzauberte, hat auch mich ins
Unglück gestürzt. Er kam eines Tages zu meinem Vater und
begehrte mich zur Frau für seinen Sohn Mizra. Mein Vater aber,
der ein hitziger Mann ist, ließ ihn die Treppe hinunterwerfen. Der
Elende wußte sich unter einer anderen Gestalt wieder in meine
Nähe zu schleichen, und als ich einst in meinem Garten Erfrischungen
zu mir nehmen wollte, brachte er mir, als Sklave verkleidet, einen
Trank bei, der mich in diese abscheuliche Gestalt verwandelte.
Während ich vor Schrecken ohnmächtig war, brachte er mich hierher
und rief mir mit schrecklicher Stimme in die Ohren:
„Da sollst du bleiben, häßlich, selbst von den Tieren verachtet,
bis an dein Ende, oder bis jemand aus freiem Willen dich, selbst in
dieser schrecklichen Gestalt, zur Gattin begehrt. So räche ich mich
an dir und deinem stolzen Vater." Seitdem sind viele Monate
verflossen. Einsam und traurig lebe ich in diesem Gemäuer, selbst
den Tieren ein Greuel. Die schöne Natur ist vor mir verschlossen;
denn ich bin blind am Tage, und nur, wenn der Mond sein bleiches
Licht über dieses Gemäuer ausgießt, fällt der verhüllende Schleier
von meinem Auge."
Die Eule hatte geendet und wischte sich mit dem Flügel wieder
'die Augen aus; denn die Erzählung ihrer Leiden hatte ihr Tränen
entlockt.
Der Kalif war bei der Erzählung der Prinzessin in tiefes Nach¬
denken versunken. „Wenn mich nicht alles täuscht," sprach er, „so
findet zwischen unserm Unglück ein geheimer Zusammenhang statt;
aber wo finde ich den Schlüssel zu diesem Rätsel?" Die Eule ant¬
wortete ihm: „O Herr, auch mir ahnt dies; denn es ist mir einst in
meiner frühesten Jugend von einer weisen Frau prophezeit worden,
daß ein Storch mir ein großes Glück bringen werde, und ich wüßte
vielleicht, wie wir uns retten könnten." Der Kalif war sehr erstaunt
und fragte, auf welchem Wege sie meine. „Der Zauberer, der uns
beide unglücklich gemacht hat," sagte sie, „kommt alle Monate einmal
in diese Ruinen. Nicht weit von diesem Gemache ist ein Saal. Dort
pflegt er dann mit vielen Genossen zu schmausen. Schon oft habe
ich sie dort belauscht. Sie erzählen dann einander ihre schändlichen
Werke; vielleicht daß er dann das Zauberwort, das ihr vergessen
habt, ausspricht."
„O teuerste Prinzessin!" rief der Kalif, „sag an, wann kommt
er, und wo ist der Saal?"