Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen ([Teil 3, [Schülerbd.]])

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Weg. „Wart," sprach er, „das laß ich mir nicht gefallen; finde ich 
die rechten Leute, so soll mir der König noch die Schätze des ganzen 
Landes heraus geben." Da ging er voll Zorn in den Wald und 
sah einen darin stehen, der hatte sechs Bäume ausgerupft, als wären's 
Kornhalme. Sprach er zu ihm: „Willst du mein Diener sein und 
mit mir ziehen?" „Ja," antwortete er, „aber erst will ich meiner 
Mutter das Wellchen Holz heimbringen." Er nahm einen von den 
Bäumen und wickelte ihn um die fünf andern, hob die Welle auf 
die Schulter und trug sie fort. Dann kam er wieder und ging mit 
seinem Herrn, der sprach: „Wir zwei sollten wohl durch die ganze 
Welt kommen." Und als sie ein Weilchen gegangen waren, fanden 
sie einen Jäger, der lag auf den Knien, hatte die Büchse angelegt 
und zielte. Sprach der Herr zu ihm: „Jäger, was willst du 
schießen?" Er antwortete: „Zwei Meilen von hier sitzt eine Fliege 
auf dem Aste eines Eichbaums, der will ich das linke Auge heraus¬ 
schießen." „O, geh mit mir," sprach der Mann, „wenn wir drei 
zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen." 
Der Jäger war bereit und ging mit ihm, und sie kamen zu sieben 
Windmühlen, deren Flügel trieben ganz hastig herum, und es ging 
doch links und rechts kein Wind, und es bewegte sich kein Blättchen. 
Da sprach der Mann: „Ich weiß nicht, was die Windmühlen treibt, 
es regt sich kein Lüftchen." Er ging mit seinen Dienern weiter, und 
als sie zwei Meilen fortgegangen waren, sahen sie einen auf einem 
Baume sitzen, der hielt das eine Nasenloch zu und blies aus dem 
andern. „Mein, was treibst du da oben?" fragte der Mann. Er 
antwortete: „Zwei Meilen von hier stehen sieben Windmühlen, seht, 
die blase ich an, daß sie laufen." „O, geh mit mir," sprach der 
Mann, „wenn wir vier zusammen sind, sollten wir wohl durch die 
ganze Welt kommen." Da stieg der Bläser herab und ging mit, 
und über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Beine 
und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach 
der Herr: „Du hast dir's so bequem gemacht zum Ausruhen." 
„Ich bin ein Lauser," antwortete er, „und damit ich nicht gar zu 
schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; wenn 
ich mit zwei Beinen laufe, so geht's geschwinder, als ein Vogel 
fliegt." „O, geh mit mir, wenn wir fünf zusammen sind, sollten 
wir doch wohl durch die ganze Welt kommen." Da ging er mit, 
und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen 
auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohre sitzen. Da sprach der 
Herr zu ihm: „Manierlich! manierlich! häng deinen Hut doch nicht 
auf ein Ohr, du siehst ja aus wie ein Hans Narr." „Ich darfts
	        
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