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119. Der frohe Wandersmann.
1. Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt;
dem will er seine Wunder weisen
in Berg und Wald und Strom und Feld.
2. Die Bächlein von den Bergen springen,
die Lerchen schwirren hoch vor Lust;
was sollt' ich nicht mit ihnen singen
aus voller Kehl' und frischer Brust?
3. Den lieben Gott lass' ich nur walten;
der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
und Erd' und Himmel will erhalten,
hat auch mein Sach' aufs best' bestellt!
120. Der Walnußbaum
Der Walnußbaum ist unsere Kokospalme und unser Olbaum.
Er ist aber zugleich ein herrlicher Laubbaum, der schöneren Schatten
verleiht, als es eine Kokospalme oder ein Olivenbaum vermöchte.
Besonders wert ist er uns auch durch die Gaben, die er zu dem herr⸗
lichsten Feste den Kindern spendet. Wer könnte sich eine vollständige
Christbescherung denken ohne die rotbäckigen Apfel und die vergoldeten
Nüsse am brennenden Christbäumchen! Aber auch in Torten und
verschiedenem anderen Gebäck verzehren wir die Nußkerne gern.
Nahrhaft und mild ist auch das daraus gepreßte Ol. Die Haus—
frauen und Apotheker wissen es nicht minder zu rühmen als die
Maler, die es zu Olfarben h die schnell trocknen.
Die kleinen grünen, unreifen Nüsse werden in Zucker gesotten
und mit Gewürz eingemacht; sie sind so ein sehr leckeres Gericht, und
der auf ihnen abgezogene Branntwein, der von den Nüssen eine
dunkelbraune Farbe bekommt, ist das Nußwasser, das namentlich den
Albenbewohnern eine willkommene Herzstärkung bietet.
In Norddeutschland lautet ein Volksrätsel von der Walnuß:
Höher als ein Haus,
kleiner als 'ne Maus,
grüner als Gras,
weißer als Flachs,
bitt'rer als Gall',
und doch mögen's die Herren all.