Verschiedenes. [11 169
Mäuslein zu sich selber, „da meint ihr nun, ich ließe mich
hetören! Zum Glück weiß ich zu gut, was das ist; eine Falle
ist es, da werde ich mich schon hüten, zu nahe zu gehen. Der
Speck riecht allerdings köstlich! Nun, daran riechen schadet
ja nichts, ich werde schon mich in acht nehmen!“ Damit lief
sie an den Speck und roch. „Wie wäre es?“ meinte sie, „wenn
man einmal leckte! Davon kann sich der Speck ja nicht bewegen
und die Falle nicht zuschnappen, ich hab aber mehr Genuß
davon, als vom bloßen Riechen.“
Nun gab sie sich ans Lecken. Wie sie aber im besten Zuge
war, nahm der Speck so sehr alle ihre Sinne gefangen, daß
sie, ohne weiter darüber nachzudenken, nur so in Gedanken,
en kräftigen Biß in den Speck tat. In demselben Augen⸗
hlicke tat es einen Schlag, die Falle fiel zu, und das Mäuschen
war gefangen.
*123. Der Fuchs und die Trauben.
Lange Zeit war Reineke, der Fuchs, in der Nähe des
Dorfes umhergestrichen, aber er hatte diesmal weder Hahn
noch Hähnchen erwischen können. Wie er nun betrübt in
den Wald zurückschleichen wollte, führte ihn sein Weg noch
zuletzt an einem ganz einsam gelegenen Bauernhaus vorbei,
an dessen Wand ein großer Weinstock seine Reben ausbreitete.
Dran hingen, verlockend und lieblich anzuschauen, viele reife,
hlaue Trauben; die unteren hatten die Kinder allerdings schon
abgegessen, und was so blau herunterblickte, das hing sehr hoch.
Der Fuchs ist ein Hühnerdieb, aber süße Trauben nascht
er für sein Leben gern, und heute war er noch nüchtern. Nach⸗
dem er erst lange die schönen Früchte gierig betrachtet hatte,
tat er einen gewaltigen Satz, um eine zu erhaschen. Doch,
wie gesagt, die Trauben hingen hoch. Nochmals gesprungen,
und zum drittenmale! Aber vergebliche Mühe! Die Stare
und Sperlinge, die da saßen, lachten hell auf. „Was gibt's da
zu lachen?“ sprach Reineke und zog die Schnauze verächtlich
zusammen, „denkt ihr vielleicht, ihr albernen Vögel, ich wollte
Trauben haben? Da irrt ihr euch sehr, diese Trauben sind