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D. Das Mineralreich.
Die Mineralien sind leblose Geschöpfe. Die meisten derselben entstanden schon,
bevor es noch Pflanzen und Tiere auf der Erde gab. Einige bestehen aus Elemen¬
ten oder Grundstoffen, die sich chemisch nicht weiter zerlegen lassen, andere aus ver¬
schiedenartigen Verbindungen derselben. Zu den Elementen gehören die Metalle,
deren unentbehrlichstes 1. das Eisen ist. Es kommt selten rein oder gediegen (Meteor¬
eisen), sondern meist als Erz, d. h. mit andern Mineralien verbunden, fast in allen
Ländern vor. Reines Eisen ist schwarzgrau, glänzt metallisch, schmilzt schwer, dehnt
sich im Feuer, läßt sich hämmern und schweißen. In feuchter Luft verbindet es sich
mit dem Sauerstoff, es rostet. Die Eisenerze werden von Bergleuten in Bergwerken
gewonnen. Ein solches besteht aus senkrechten Ein- und Ausfuhrschachten, welche in
der Tiefe durch wagerechte Gänge oder Stollen, die sich oft höhlenartig erweitern,
verbunden sind. In den Stollen wird das Erz losgeschlagen oder abgesprengt, durch
die Schachte ans Licht gefördert, dann geröstet, um den Schwefel daraus zu ver¬
treiben, darauf pattiert, d. h. mit einem Flußmittel, Quarz oder Kalk, versehen
und zuletzt in einem Hochofen geschmolzen. Dieser ist aus feuerfestem Gestein er¬
baut und wird mit abwechselnden Schichten von Brennmaterial und Erzen gefüllt.
Das geschmolzene Eisen fließt unten aus dem Hochofen als Roh- oder Gußeisen
in Sandformen und bildet die bekannten Gußeisenwaren. Die unreinen Mineralreste
erstarren zu Schlacken. Gußeisen ist hart, sehr spröde und läßt sich nicht schweißen.
Glüht man es unter Luftzutritt, dann verbrennt der größte Teil des in ihm enthal¬
tenen Kohlenstoffs, und man erhält das zähe, schweißbare Stab- oder Schmiede¬
eisen, aus dem eine unendliche Menge von Gegenständen, auch Draht und Blech,
hergestellt werden. Aus gehärtetem Eisen oder Stahl verfertigt man besonders
Schneidewerkzeuge. In verdünnter Schwefelsäure löst Eisen sich auf und bildet eine
grünliche Flüssigkeit, aus welcher Eisenvitriol krystallisiert, das man zumSchwarz-
färben, zur Bereitung der Tinte und zur Desinfektion benutzt.
Die edeln, allgemein bekannten Metalle Gold, Silber, sowie auch das graue oder
weiße Platina, das flüssige Quecksilber rosten nicht. Zu den unedeln Metallen ge¬
hören außer dem Eisen das weiche, graue Blei, das härtere, silberweiße Zinn, das
rote Kupfer (Grünspan), welches durch Zusammensetzungen (Legierungen) mit Zinn,
Zink, Nickel: Glockengut, Messing, Neusilber, Bronce giebt, der weiße, sehr giftige Ar¬
senik, das silberweiße, sehr leichte und dehnbare Aluminium. — Alle Metalle glänzen
metallisch, sind im Wasser unlöslich, im Feuer uuverbrennlich und auf der Zunge ge¬
schmacklos.
Zu den Verbindungen gehören:
2. Der Quarz, ein sehr harter, weißgrauer, glänzender Stein aus Kieselerde.
Er kommt hauptsächlich als Feuerstein und weißer Sand oder Kies, sonst aber auch
in andern Steinen vor. Quarzsand benutzt man besonders zur Glasfabrikation.
Er wird mit Soda, Pottasche und andern Stoffen pulverisiert, geschlämmt (Fritte)
und im Glashüttenofen geschmolzen. Die Arbeiter oder Glasbläser stecken das untere
Ende eines eisernen Rohres (Pfeife) in die Glasmasse. Wenn sie es wieder heraus¬
ziehen, ist etwas von der dickflüssigen Masse daran haften geblieben und wird gleich
einer Seifenblase aufgeblasen und so lange geschwenkt, gedrückt, gerollt, bis der zu
bildende Gegenstand fertig ist. Feinere Glaswaren werden in Formen gepreßt,
Tafel- und Spiegelglas aber ans mit Rändern versehenen Tafeln gegossen und ge¬
schliffen. In Kühlöfen läßt man die gefertigten Glassachen sich langsam abkühlen
und erhärten.
3. Der Kalkstein ist gewöhnlich grauweiß. Auf der Zunge erregt er einen
herbsüßlichen Geschmack. So lange er noch mit Kohlensäure und Wasser verbunden
Lettau ».Wilsdorf, Realienbuch für Sachsen und Thüringen. 6