Full text: Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter

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Bestellt, und auch ein Junker klug, Mit Speisen warmen, Speisen 
Der im Arm ein weißes Handtuch alten, 
trug. Mit neuen Speisen so wie alten, 
Hundert Tafeln trug man herein Zahmen und Wildem, Fleisch und 
zur Thür, Fisch; 
Stets eine für werther Ritter vier. Wonach begehrte Mund und Hand, 
Tischlaken von blendender Weiße Ein jeder fand, wie auf dem Tisch 
Wurden drüber gedeckt mit Fleiße. Es alsobald auch vor ihm stand. 
Man reicht das Wasser nun dem Viel kleine goldne Näpfchen sah 
Gast Mit Aprest*) und Pfeffer und Salz 
Und dem Wirthe, der des Leidens man da 
Last Sich füllen, wie es zu mancher 
Kaum noch erträgt; sie waschen die Speise 
Hand, Nothwendig fordert der Schmecker 
Und knieend reicht schön und gewandt Weise 
Ein Grafensohn dem hohen Paar Ingleichen Pokale mit Wein und 
Das Handtuch bunt und seiden Meth 
dar. — Und rothem Sinopel. Wohin nur 
Von Tisch zu Tisch fahren vier geht 
Wagen Das Gelüst, was fordernd die Zunge 
Mit Bechern, Schalen und Tafel⸗ spricht, 
geräth, Sogleich steht vor dem Gral das 
Und hinter jeglichem Wagen geht Gericht. 
Ein Schreiber, der, was man auf- So hielt die Hausgenossenschaft 
getragen, Hier Wirthschaft von des Grales 
Genau verzeichnet, daß nach dem Kraft. 
Essen Er ist's, der hohe Freude spendet, 
Nichts werde zurück zu liefern ver⸗ Der Süßigkeit der Welt verschwendet 
gessen. Er kommt an Seeligkeit wohl gleich 
Als so geschmückt die Tafeln stehn, Auf Erden schon dem Himmelreich 
Da hieß man hundert Knappen gehn, 
Die nahmen mit weißen Tüchern Wohl sah der junge Parcival 
das Brot Den Reichthum und die Wunder all, 
Und die Speisen hinweg, wie der Doch war zu blöd' er und bescheiden, 
Gral sie bot Um nicht eine Frage zu vermeiden. 
Und reichten sie an den Tischen Er dachte bei sich „Treulich rieth 
herum. Mir Gurnemanz doch, als ich schied: 
Man sagte mir, daß das Heilig- Vieles Fragens hätt ich mich zu 
thum schämen. 
Und ich sag' es bei eurem Eid) Ich hoffe wohl, was ich hier sehe, 
Mit jeglicher Gabe sei bereit Und wie es um die Wunder stehe, 
Sollt' ich hier etwa trügen, Auch ohne Fragen zu verneh— 
So müßt ihr mit mir lügen men.“ — 
Stachelbeersaft.
	        
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