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§ 75. Die Bertreibung der Könige 510.
zur Regierung gekommen (Sage von seiner ruchlosen Gattin Tullia, der
älteren Tochter des Servius). Er begründete den Kapitolinischen Tempel
zu Ehren des Jupiter, regierte aber, ohne den Senat und die Volks-
Versammlung zu berufen, sehr tyrannisch und drückte das Volk durch
Frondienste und Kopfsteuern.
§ 75.
Die Vertreibung der Könige 510.
Die Vertreibung der Tarqninier — sie ist auf dasfelbe Jahr an-
gefetzt, in welchem die Pisiftratiden aus Athen verdrängt worden waren —
foll endlich wegen neuer Frevel erfolgt fein, welche die Söhne des Tar-
quiuius gegen patricifche Familien begangen hatten (Erzählung von
Lucretia, der Gattin des Collatinns, und deren Selbstmord).
Die spätere Sage hat, offenbar zu Gunsten der regierenden Patricier, mancherlei
Gewalttätigkeiten des letzten Königs erfunden oder vergrößert dargestellt, um
dadurch die Notwendigkeit der Königsaustreibung zu begründen. An die Spitze
des Aufstandes sollen sich Brutus und Collatinus gestellt haben, welch beide auch
als die ersten Konsuln der neuen Republik genannt werden. Die verbannten Tar-
quinier flüchteten sich zu den Etruskern .nach Tarquinii). Ihr Grundbesitz wurde
dem Kriegsgott Mars geweiht und Campus Martius geheißen (künftighin der
große Ring- und Exerzierplatz der Römer).
C. Die Herrschaft der patricier 509—567.
§ 76.
Die Republikanische Staatsordnung.
1. I)as Konsulat. An die Stelle des Wahlkönigtums war eine
aristokratische Republik getreten. An der Spitze des Staates. standen
zwei auf Jahresdauer gewählte Koufuln, welche, monatlich abwechselnd,
das Herrscheramt, das sogenannte Imperium, zu führen hatten.
Über die Verteilung der sonstigen Amtspflichten (wie Heeresleitung und Kriegs-
führung) einigten sich beide durchs Los oder durch Verabredung. Dem amtierenden
Konsul schritten zwölf Viktoren (oder Amtsdiener) voran, welche die Fascen, Ruten¬
bündel mit einem Beile, trugen.
2. Z>ie Diktatur. In Fällen öffentlicher Gefahr konnte das
Doppelkonfulat durch das monarchische Regiment eines einzigen, auf fechs