Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

620 Kyrene 
Kasten (-xviptlr])' woher er den Namen empfing, 
verborgen gehalten mürbe. Als K. herangewachsen 
war, vertrieb er bie Verwanbten seiner Mutter 
nnb übernahm bte Tyrannis, regierte aber sehr 
misbe, schmückte Korinth burch prächtige Gebänbe 
nnb hinterließ nach 39 Jahren seinem Sohne Pe- 
^ianbros bie Herrschaft, 658 v. C. Hdt. 5, 
02. Der ans Cebernholz verfertigte, kunstvoll 
gearbeitete Kasten, in betn K. gerettet war, 
würbe von seinen Nachkommen ber Hera zu 
Olympia geweiht unb in ihrem Tempel noch 
im 2. Jahrhundert n. C. gezeigt. Paus. 5, 
17—19. 
Kyrene, Kvqj\vti, I- Landschaft: rj Kvgrj- 
vai'HT], Cyrena'ica, Landschaft an ber Norbküste 
Afrika's, das jetzige Plateau von Barka, seit ber 
Zeit ber Ptolemaier nach ihren fünf Hauptstäbten 
auch Pentapolis genannt, nahm die Küste von 
den Altären der Philainoi an der großen Syrte 
(karthagische Grenze) bis zum Palinrosfluß (Mar- 
marika zn) ein; im Süden reichte sie bis zur 
Wüste Phazauia (Fezzau). Ganz verschieden von 
den angrenzenden Ländern war Kyrena'ika eine 
reich bewässerte fruchtbare Landschaft, in welcher 
die Ernte volle 8 Monate dauerte: Weizen, Del, 
Wein, Datteln, Gemüse, Silphium, Honig, 
Pferde, Maulthiere sind unter den Erzeugnissen 
zn lteitnen. Leider waren aber auch verheemtde 
Heuschreckeuzüge häufig. Griechen von Thera 
ließen sich im 7. Jahrhundert (631) hier nieder 
(s. Battos nnd Barka) und gründeten einen 
durch Schiffahrt, Handel, Kunst nnd Gewerbe 
blühenden Staat, der jedoch (321) durch Ptole- 
tnaios Lagi uuterworfeu wurde. Just. 13, 16. 
Lic. 23, 10. Der letzte der Ptolemaier in Kyre- 
na'ika, Apion, setzte die Römer zu Erbeu ein 
(im I. 96 v. C., Liv. ep. 70.), welche anfangs 
die Pentapolis für frei erklärten, dann aber das 
Land mit Kreta zur Proviuz vereinigten. Unter 
Trajan empörten sich bie zahlreich eingewanberten 
Jubelt uttb brachten 220,000 Kyrenaier und Rö¬ 
mer um, bis sie mit Mühe besiegt wurden; das 
Land blieb seitdem entvölkert. — An ber Küste 
der Syrte zogen sich die Sandhügel des He¬ 
rakles (os ftiveg rov Hg.) hin; westlich Von 
diesen entspringt der Fluß Lathon, welcher nach 
Ptolemaios mit einem See Tritonis in Ver¬ 
bindung stand, während Strabon einen See der 
Hesperiden nennt. — Unter den Völkerschaften 
int Innern werden genannt die Barkiten, Ara- 
rautelen, Asbyten, Makatnten und Psyller, die 
Auschisai und Nasamonen. Die wichtigsten Städte 
von O. nach W. sind (die ber Pentapolis sind 
dnrch * bezeichnet): Darnis, ^ Apollonia, galt als 
Hafen von Kyrene (j. Marza Snsa), Phyküs, 
* Ptolema'is, früher blos Hafen von Barka (j. Do- 
lometa), * Tancheira, später Arfinoe (j. Tochira), 
* Berenife, ftiiher Hesperis (j. Benegasi). Im 
Innern: * Kyrene (Kvg^vri), j. Ruinen bei 
Greitneh, von Thera gegrünbete Hauptstabt bes 
Laubes (631), in herrlicher (Segenb, auf tafel¬ 
förmigem Plateau an ber Quelle Kyre, 80 Sta¬ 
dien von ber Küste. Die Stadt war ausgezeich¬ 
net durch herrliche Tempel, unter denen ein 
Apollontempel hervorragte, zu welchem Battos 
eine gepflasterte Straße führen ließ; die Akropo¬ 
lis war fest. Hdt. 4, 158. 164. K. war durch 
seine tüchtigen Aerzte besannt (Hdt. 3, 131.), 
— ICyros. 
sowie als Geburtsort der Philosophen Aristippos 
und Anuikeris, des Dichters Kallimachos, des 
Eratosthenes und des Karneades. — Endlich ist 
zu nennen Barka, 100 Stadien vom Meere, süd¬ 
östlich von Ptolema'is. Vgl. Thrige, historia 
Cyrenes (2. Aufl. 1828). Gottschick, Gesch. der 
Gründung und Blüthe des Hellenischen Staates 
in Cyreuaika (1858). — Im Osten an der Küste 
lag die Insel Plateia, j. Bomba, wo sich die 
Theraier zuerst niederließen, ehe sie Kyrene grün¬ 
deten. — II. Personenname: Tochter des vy- 
psens, Enkelin des Peneios oder auch T. dessel¬ 
ben, von Apollon geliebt und aus Thessalien 
nach Libyen entführt, wo sie mit ihm beit Ari- 
staios zeugte. Kyrene tu Libyen warb nach ihr 
Benannt. Pind. pyth. 9, 5 ff. ApoU. Rhod. 2, 
500 ff. 
Kyrescliäta, Kvgsox<xza ober Kvgovnohg, 
bie äußerste Grenzsestung bes Kyros ant Jaxar- 
tes, von Alexanber zerstört. Atnm. Marc. 23, 
6. Arr. 4, 2, 2. 3, 1. Curt. 7, 6, 16. 
KvQioq ist int juristischen Sinne berjenige, 
welcher ein Jnbivibuum, bas an sich persönlich 
keine oder beschränkte Rechtsfähigkeit hat, vor 
Gericht und in allen rechtlichen Beziehungen zu 
vertreten hat. Der uvoiog der Kinder war der 
Vater oder der tm'zgonog. Der xi>ptos der Frau 
(vgl. auch Erbrecht, 3. und Ehe, 3.) war der 
Vater, nach dessen Tode der Vormund; wenn sie 
nicht mehr unter vormundfchaftlicher Gewalt stand, 
die nächsten Verwandten, wenn sie verheirathet 
war, der Mann, nach dem Tode des Mannes, 
wenn sie in beut Hanse besselben zurückblieb, ber 
©ohn ober dessen Vormund; wenn sie in das 
Haus der Eltern oder Verwandten zurückkehrte, 
so trat sie in das Verhältniß wie vor ihrer Ver¬ 
heiratung. War die Frau von dem xvoiog ver¬ 
letzt, so war die ygaepr; hcchcooscds das rechtliche 
Schutzmittel für dieselbe. 
Kyros, Kvgog, Cyrus, altpers. Khurush, hebr. 
Koresch d. i. Sonne (Plut. Alex, l.), hieß l) 
der Stifter des persischen Reichs. Unter den 
Variationen der Geschichte des K. berichtet Hero- 
dot (1, 95.) die von den Persern am meisten er¬ 
zählte. Der König von Medien, Astyages, durch 
Träume vor Entthronung von seinem Enkel ge¬ 
warnt, verheirathet seine Tockiter Maitdaite an 
einen Perser Katnbyses. Ein Zusall rettet dem 
Sohne derselben, welchen Harpagos, des Astyages 
Vertranter, todten sollte, das Leben; er wird als 
Hirtenknabe erzogen, dann als der Enkel des 
Astyages erkannt und von diesem am Leben ge¬ 
lassen, während Harpagos für feine Fahrlässig¬ 
keit bei dem ertheilten Befehle grausam bestraft 
wird. Auf dessen Anstiften stellt sich Kyros, als 
er herangewachsen ist, an die Spitze der Perser 
und siegt, da Harpagos mit den medischen 
Trnppen zn ihm übergeht. Nach 35 jähriger Re¬ 
gierung wird Astyages, 559 v. C., entthront und 
gefangen genommen, lebt aber ungefährbet beim 
Kyros. Hdt. 1, 107—130. Ktefias bagegen leug¬ 
net ursprüngliche Verwanbtschast zwischen beibeit 
unb sagt, erst als Sieger habe K. bes Astyages 
Tochter Amytis geheirathet, uttb biefe Erzählung 
ist wahrscheinlicher. Die Cyropäbie bes Lenophon 
weicht von ber Geschichte ab, sie ist ein Roman. 
Geschichtlich steht wol fest, baß Kyros bem Für- 
I stengeschlecht entsprossen ist, welches seit Phraor-
	        
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