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Angst und denken: „Wenn wir sie so nahe herankommen lassen, dann werden wir
vielleicht nachher nicht schnell genug mit ihnen fertig. Wir wollen lieber recht¬
zeitig anfangen." And bauz, mit einem Mal schießen sie los. Natürlich treffen
sie keinen, denn die Feinde sind noch viel zu weit weg. Aber die haben nun die
Schüsse gehört, merken, daß wir im Hinterhalt liegen, rücken aus, und wir kriegen
keinen einzigen von ihnen. Das wäre nicht passiert, wenn die Leute alle dem Befehl
des Offiziers gehorcht hätten. Ein ander Mal liegen wir wieder im Hinterhalt.
Wir haben unsere Patronen schon verschossen. Der Offizier sagt: „Laßt sie
nur dicht herankommen, dann brechen wir mit einem Mal mit lautem Hurra-
geschrei hervor, und während sie noch recht erschrocken sind, stechen wir sie mit
unserm Bajonett alle nieder." Nun sind die Feinde dicht heran, und der Offizier
kommandiert: „Auf! Marsch, marsch, hurrah!" Zwanzig springen auch richtig
an und stürzen den Feinden entgegen. Zwanzig andere aber denken: „Das ist
ja eine Dummheit, wir sollten sie doch erst vorüber lassen und ihnen in den
Rücken fallen." Wie nun die fünfzig Feinde, die da ankommen, sehen, daß
ihnen da bloß zwanzig Männekens entgegenlaufen, erschrecken sie Überhaupt
garnicht, sondern legen ganz ruhig ihre Flinten an und schießen die zwanzig
Gehorsamen tot. Dann aber denken sie: „Wir wollen doch mal zusehen, ob
da nicht noch mehr im Graben liegen." Sie kommen heran, finden alles und
schießen die Ungehorsamen auch tot. So sind wir alle umgekommen. Das wäre
wieder nicht passiert, wenn alle das getan hätten, was der Offizier befahl. So
sieht man, im Kriege kommt alles darauf an, daß nicht einer klüger fein will als
der andere, sondern daß alle tun, was der Offizier befiehlt. Wenn da einer
klüger sein will und gehorcht nicht, dann kann es ihm sehr leicht passieren, daß
die andern umkommen und er selber mit.
Das ist nun aber garnicht so leicht. Wenn einer im Schlachtfeld steht und
die Kugeln pfeifen und der Offizier kommandiert: „Auf, marsch, marsch", dann
kommt auch einem vernünftigen Menschen leicht die Angst. And wenn er dann
doch aufspringen soll und vorwärts laufen, gerade in den Kugelregen hinein,
dann muß er schon so an das Gehorchen gewöhnt sein, daß es ihm einfach ganz
unmöglich scheint, etwas anderes zu tun, als was der Offizier befiehlt. Ein
solches Heer, das so an den Gehorsam gewöhnt ist und aufs Wort nach rechts
oder nach links oder geradeaus geht, schießt oder wacht, geduldig stillhält oder
rasend drauf losstürmt, wie es der Offizier befiehlt, das wird immer am leich¬
testen allen andern über werden. Man sagt, es hat Mannszucht. Und nur ein
Heer, in dem stramme, eiserne Mannszucht herrscht, kann siegen. Daran muß