nnd Südfrankreich 711 jener der Westgothen ein Ende. Letztere wurden
auf den nördlichen schmalen Küstensaum beschränkt. Die östlichen Frisen
und Sachsen erhielten sich unter ihren Stammesfürsten völlig unab¬
hängig. Das ganze Tiefland von Ost-Europa hatten, bis hinaus an die Elbe
und Saale, nach dem Abzüge der deutschen slavische Völker besetzt^
deren südliche Stämme bald nach 568, in welchem Jahre die türkischen
Avaren die verlassenen Sitze der Langobarden in Pannonien besetzten, unter
das Joch dieses Volkes geriethen.
Ein Carton zeigt die grösste Ausdehnung der Merovinger-Herrschaft auch
über Ober-Italien in der Zeit zwischen Besiegung der Ostgothen und Einwan¬
derung der Langobarden, dann die Theilungen im Inneren des Reiches selbst.
Nr. III.
Mittel-Europa in den Zeiten der Oarolinger, 752—911.
Das Uebergewicht der Frankenherrscher in Europa ist entschieden, seit
mit Pipin 752 die Königskrone im Stamme der Carolinger erblich geworden.
Carl, der grösste aus ihnen, erwirbt die Kaiserkrone zu Rom, und das alte
Reich der Cäsaren ist, wenn auch in anderen Gränzen, wieder hergestellt.
Seine Eroberungen haben das Sachsenland, die demselben östlich liegenden
Slavengebiete, das Reich der Langobarden, Pannonien bis zur Theiss, die
croatischen Küstenlande und Spanien bis zum Ebro nebst den Balearen und
Sardinien dem Frankenreiche vereint, wovon jedoch nach der 843 zu Verdun
geschehenen Theilung wieder Vieles verloren ging oder in geringeres Ab-
hängigkeitsverhältniss gerieth. Jene Theilung, nach welcher das Blatt illu-
minirt, blieb massgebend bis auf den heutigen Tag. Sie schied das Reich
der Deutschen und jenes der Franzosen. Das zwischenliegende Gebiet Lothar’s
fiel dem bei weitem grössten Theile nach in kurzer Zeit gleichfalls dem
deutschen Reiche zu. — Das grossmährische Reich, über Böhmen,
Mähren, das heutige Nord-Ungarn und das südliche Galizien verbreitet, hatte
unter den späteren Carolingern eine nur kurze Dauer. — Im Südosten waren
noch die Araber Herren über den grössten Theil Spaniens, die Magyaren
hatten das alte Pannonien und das Land bis nahe herauf an die Enns
erobert. Britannien war unter die Herrschaft der Angelsachsen, bis auf
Wales, in ein Reich vereinigt worden, auf der Schwesterinsel Irland be¬
hauptete über die anderen Könige jener von Meath in dem sagenhaften
Teamor oder Tamora die Oberherrlichkeit. Dänische Eroberer besassen
gleichfalls auf beiden Inseln eine vorübergehende Herrschaft.
Nr. IY.
Mittel-Europa zur Zeit der sächsischen und fränkischen Kaiser, 911—1137.
Die grossen Stammherzogthümer in Deutschland treten deutlich
hervor. Die ganze Ostgränze vom baltischen Meere bis zur Adria ist durch
die wichtigen, zu jenen Gebieten zählenden Marken geschützt, die sich