60
Gkschickite.
1
einst versuchten, auch in geistlichen katholischen Gebieten zwei evangelische Kirchen
zu bauen, wurden sie an einer Stelle ant Bau gehindert, an der andern ließ der
Erzbischof von Prag die bereits fertige Kirche niederreißen. Die Protestanten be¬
schwerten sich beim Kaiser, erhielten aber eine ungnädige Antwort. Sie meinten,
einige Näte aus Prag hätten den Kaiser dazu beredet. Deshalb drangen sie in
Massen in das Prager Schloß, gerieten mit den Räten in Streit und warfen sie
nach heftigem Wortwechsel zum Fenster hinaus. Als bald daraus der streng katho¬
lische Kaiser Ferdinand II. den Thron bestieg uud auch die Herrschaft über Böhmen
antreten wollte, erkannten ihn die Protestanten nicht an, sondern wählten Fried¬
rich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. Sogleich sandte Maximilian von Bayern
seine Truppen den: Kaiser zu Hilfe, so daß dieser mit einem wohlgerüsteten Heere
gegen Prag vorrücken konnte. Die Böhmen wichen ohne Schlacht bis an die
Mauern von Prag zurück. 1620 kam es am Weißen Berge bei Prag zum Kampf,
in dem die Böhmen gänzlich geschlagen wurden. Friedrich V. entfloh und wurde
von seinen Feinden fortan der „Winterkönig" genannt. Über Böhmen aber hielt
der Kaiser ein strenges Gericht. Er zerschnitt den Majestätsbrief mit eigener Hand,
ließ 27 vornehme Protestanten enthaupten und gab ihre Güter seinen Anhängern.
Viele evangelische Edelleute waren geflohen und wurdeu ihrer Güter beraubt.
Maximilian von Bayern erhielt für seine Hilfe vom Kaiser die Kurwürde und
einen Teil der Länder Friedrichs von der Pfalz. In den evangelischen Kirchen
wurde fortan katholischer Gottesdienst gehalten. Die Schulen wurden den
Jesuiten übergeben. So war die evangelische Lehre bald in ganz Böhmen
ausgerottet.
3. Der Dänische Krieg. Nach der Unterwerfung Böhmens wurde der Krieg
in Deutschland fortgesetzt. An der Spitze der Liga stand Tilly, ein kleiner, ernster
Mann mit schmalem Gesicht, spitzem Bart, tiefliegenden Augen und strengem Blick.
Die Heere der Protestanten wurden von Ernst von Mansfeld und Christian
von Braunschweig geführt. Tilly eroberte die Pfalz und drang siegreich in
Norddeutschland vor. In ihrer Not baten die Protestanten den Dänenkönig
Christian IV., der als Herzog von Holstein zugleich deutscher Reichsfürst war,
um Hilfe, dieser nahm mit seinem Heere an der Weser Tilly gegenüber Auf¬
stellung. Um diese Zeit erschien Albrecht von Wallenstein auf dem Kriegs¬
plan. Er war ein großer, hagerer Mann mit finstern Gesichtszügen, hohen
Geistesgaben und eiserner Willenskraft. Er verstand es, seine Untergebenen zu
unbedingtem Gehorsam zu zwingen. Seine Soldaten hielten ihn für kugelfest
und glaubten, er sei mit dem Teufel im Bunde, weil er auch im größten Schlacht¬
getümmel unverletzt blieb. Er befaß reiche Güter und hatte vom Kaiser für seine
Verdienste im Böhmischen Kriege den Titel Herzog von Friedland erhalten. Nun
erbot er sich, dem Kaiser ein Hilfsheer von 50000 Mann zu stellen und auf eigene
Kosten zu unterhalten. Mit Freuden willigte der Kaiser ein; denn er war hinfort
nicht mehr allein von der Liga abhängig. In kurzer Zeit hatte Wallenstein das
versprochene Heer beisammen, schlug den Mansselder und verfolgte ihn bis Un¬
garn, wo Emst starb. Um dieselbe Zeit verschied auch Christian von Brannschweig,
so daß den Protestanten allein Christian IV. von Dänemark als Führer übrigblieb.